#1

Das öde Land der Dichter und Denker

in Literatur 23.11.2008 23:31
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Aravind Adiga hat in einem FAZ-Interview Deutschland als nicht besuchenswert erklärt, da es seiner Meinung nach seit 1930 keine Bedeutung mehr hat.

Er ist kürzlich für sein Buch "der weiße Tiger" bekannt geworden.

Hier der Link zu dem Interview. Was haltet ihr von dieser Meinung?

http://www.faz.net/s/RubD3A1C56FC2F14794AA21336F72054101/Doc~E0F054FEDB902448D831A47507717095C~ATpl~Ecommon~Scontent.html



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#2

Das öde Land der Dichter und Denker

in Literatur 24.11.2008 09:49
von valbrvl (gelöscht)
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der spruch kann ja nur provokation oder blöd oder beides sein. wie willst du darauf reagieren? doch, doch, wir sind relevant, schau mal hier und schau mal da? lächerlich.
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#3

Das öde Land der Dichter und Denker

in Literatur 24.11.2008 10:20
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hi Willi,

danke für den Link. So überraschend finde ich die Äußerung nicht, dass nach 1930 Deutschland aufgehört habe, interessant zu sein. Die Namen der Auswanderer und Emigranten sind bekannt und ebenso die der Umgebrachten. Gar nicht zu reden von denen, die noch unbekannt waren.

Immerhin achtundsiebzig Jahre später sollte dieser Verlust aufgeholt sein? Ich muss gestehen ich kann dem deutschen Feuilleton auch nur wenig abgewinnen und bekenne aber gleichzeitig, dass ich wenig genug kenne. Aber dass es mich neugierig gemacht hätte, wenn ich mich mit ihm beschäftigte, dass kann ich nicht behaupten. Wobei ich wette, dass es neben den sattsam bekannten Gestirnen wie Karasek, Ranicki und Schirrmacher oder gar Sloterdijk (allesamt medial verbraten) bestimmt spannendere Kunst-Szenen und Debattierer über Kunst gibt. Das schreibe ich bevor sich jemand angepisst fühlt. Ob Adiga die Welt unter der Spitze des deutschen Kunstschneebergs kennt? Vermutlich besser als ich, aber wie gesagt, es wundert mich nicht, dass er Deutschland so provokant den Rücken kehrt.

Ja, wenn wir ein selbstbewusstes Feuilleton hätten, dann würden wir veileicht Adiga nicht hinterherrennen, dann würden wir vielleicht sogar frech behaupten – ich spinn mal rum – dass Kehlmann und Tellkamp* besser seien als alle deutschsprachigen Schriftsteller zuvor. Das ist gelogen? Vielleicht, aber wenn tattrige Medienpreisträger wider Willen noch immer nicht unerheblich den Kanon bestimmen und – wie überraschend – Herrn Mann auf dem Nachttisch liegen haben, dann wundert es mich nicht, dass jemand aus Indien ebenso verfährt und einen Bogen um dieses Land macht, denn das Buch liegt da ja schon seit über siebzig Jahren und soviel Zeit es zu lesen hat Thomas Mann selbst für seinen Zauberberg nicht veranschlagt.

Gruß

Brot

*hier mag jeder die einsetzen, die er am Besten findet.

PS: Musik? Malerei? Ich weiß nicht, aber da verhält sich vielleicht wiederum ganz anders.
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#4

Das öde Land der Dichter und Denker

in Literatur 24.11.2008 10:44
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Die Argumentation finde ich insofern interessant, als dass ich überlege, womit ich als Reisender in so einem Land so alles in Berührung komme. Ich muss über die Grenze, Formalitäten an Flughäfen oder Bahnhöfen erledigen, kann durch Straßen schlurfen und mich vor Sehenswürdigkeiten stellen, ich kann Leute treffen. Der Unterschied, den es für mich als Tourist macht, dass irgendwo in diesem Land ein lebender Dichter und Denker in seiner Wohnung oder seinem Landhaus sitzt, den ich bewundere, kann ich kaum nachvollziehen, da es kaum praktische Auswirkungen haben dürfte. Da verstehe ich schon eher Leute, die gerne ein Land bereisen, weil es da so gute Golfplätze, schöne Strände, feines Essen oder herzliche Gastfreundschaft gibt.

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#5

Das öde Land der Dichter und Denker

in Literatur 24.11.2008 22:38
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hi Gw.

Treffer. Wer in andere Länder reist um Dichter und Denker zu treffen, ist selber schuld. Dichter will ich nicht treffen, sondern werden

Aber versenkt ist das Problem doch noch nicht so ganz, denn Adiga bereist die Welt nicht, um Urlaub zu machen, sondern sein Buch zu vermarkten und vorzustellen. Sag nicht, Du wolltest gerade „Ach was?“ sagen?

Adiga sagt, dass Deutschland nicht interessant sei, weil die Deutschen stehen geblieben seien und eh nicht schnallen würden, was zeitgenössische Literatur zu bieten habe, weil wir seit über siebzig Jahren das gleiche Buch läsen und jede Nacht bräsig das Licht ausmachen.

Angesichts dessen willst Du nur Urlaub machen und genießen? Du würdest selbst im Traum nicht nach Spanien fahren, nur weil Du in einem stickigen Hotel stundenlang auf die Antwort warten müsstest, warum ein Mann aus Delhi nicht in Berlin, sondern in Barcelona gelandet ist?

Vielleicht hast Du recht.

Gruß
Eckhard
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