#1

"Little Boy"

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2007 09:34
von Waldameise (gelöscht)
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Der Regen ist schwarz
Wunden hören
nicht mehr auf zu bluten
Sie sterben

Häuser bröckeln ab
Haare fallen aus
Augenhöhlen schwarz
und verfault

Kindertränen tropfen
Der Boden hat sich
aufgetan
Sie stürzen hinab

Menschenstaub
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#2

"Little Boy"

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2007 09:58
von supikatzi (gelöscht)
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Hi cori,

als du schon im Urlaub warst, habe ich auf dem anderen Forum einen Versuch gestartet,
über Hiroshima zu schreiben, der aber als nicht gelungen bezeichnet wurde.

Zu polemisch sei er, zu ausführlich und leicht ins Romantische(!) oder so ähnlich, abdriftend.
Uns ganz sicher hatten sie recht damit.
Da ist mein Schreibstil zu stark durchgedrungen.
Diese Art eignet sich, im Gegensatz zu deiner, nicht zu solcherart Gedichte...

An deiner Version des schrecklichen Geschehens finde ich nichts auszusetzen,
jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
Möglicherweise muss ich den Text erst einmal sacken lassen.
Aber ich bin zu erstaunt und zu beeindruckt, um zu schweigen.

Lieben Gruß,
sk
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#3

"Little Boy"

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2007 10:00
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Endlich mal ein Gedicht, dass dem Schrecken Hiroshimas vollauf gerecht wird. Ganz gelungen schon die Anführungszeichen im Titel. Muss man erstmal drüber nachdenken.

Schwarzer Regen. Das Bild flasht mich total und dann neben dem Schwarzen das satte Rot des Blutes. Das beinhart aus stets geöffneten Wunden fließt. Und wie ein Peitschenknall die letzte Zeile: Sie sterben. Genau. Die bleichen, weißen, weil vollkommen ausgebluteten Sies sterben. Perfekter Farbreigen zum Abschluß des Zweiten Weltkrieges: Schwarz (Regen), rot (Blut), weiß (Mensch, toter).

Die Dekonstruktion geht weiter. Wie die Bombe alles niedermäht, so parataktisch und zerstörerisch gehts in S2 weiter. Die Architektur, zumeist Sinnbild der Zivilisation, bricht unter dem "little boy" zusammen. Das ist nicht nur zum haare ausraufen, ebend, die fallen gleich ganz aus.

Verlust der Zivilisation, der Heimat spiegelt sich nochmals im Fellverlust (Haarverlust): Nacktheit. Aber die Waldameise blechert eben nicht tönern: nackt im Wind, nein, Zu der Nacktheit, Verlorenheit gesellt sich über das Bild des verfaulenden Auges, die Licht- und Glanzlosigkeit und damit die Negation, ja Dekonstruktion der Zukunft.

Zukunft bietet die Überleitung zu S3. Wer, wenn nicht Kinder, sind unsere Zukunft? Aber in S2 liegen die Kinder schon ohne Augenhöhlen, zermatscht, zerstaubt am Boden. Sie haben also keine Zukunft und wer das noch nicht begriffen hat, wer hofft, dass es wenigstens für die unschuldigen Lämmer ein Happyend gibt, der wird in S3 eines besseren belehrt.

Nachdem Waldameise, in S1 und S2 die Welt zerstört hat, kickt sie konsequent den Homo sapiens samt seiner Brut ins Grab und kommentiert gnadenlos-konsequent im Schlussakkord: Menschenstaub. Nicht mehr, nicht weniger. Ich finde Du solltest das Gedicht ins japanische übersetzen.
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#4

"Little Boy"

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2007 10:11
von bipontina (gelöscht)
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D a s riecht eindeutig nach Krieg, sofort beim "schwarzen Regen" fällt mich das Grauen an. Was an Schlimmem mußt Du gesehen haben! Ich hoffe, daß wenigstens Dein Schlaf Dir hin und wieder Vergessen schenkt.

Der "Black Rain" (Hiroshima) macht mich f a s t so schaudern (aber nur fast) wie die Auschwitze (will nicht alle aufzählen). Holocaust (NS) raubt mir mehr Schlaf als "Little Boy".

LG
bipontina
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#5

"Little Boy"

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2007 11:53
von Waldameise (gelöscht)
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Liebes Katzi, bitte schreib mir ein pn, wo Du das Gedicht hineingestellt hast, ich will das selbst beurteilen. Danke und schön, dass ich Dich lesen konnte.
Hallo Brotnic...,
ich bin etwas sprachlos. Ich sah Bilder aus Hiroshima, ich sah Filme und ich wollte aus diesen tausenden Eindrücken etwas herausholen. Ich finde Deine Gedanken phänomenal. Ehrlich gesagt: schwarzer Regen und rotes Blut... es ist Zufall, dass ich dies zusammentat und jetzt, nachdem ich DEINE Beschreibungen las, sehe ich mein Gedicht mit ganz anderen Augen und lese es mit einem seltsamen Abstand. Durchaus positiv. Ich kann nicht sagen: Es freut mich, dass ich Dich erschüttert habe... nein, das passt nicht. Ich sage: Es freut mich, dass Du mir mein Gedicht erklärt hast. Das ist Mal etwas anderes. Danke.

Liebes Vögelchen in Bunt,
Ich denke, da kann man keine Vergleiche ziehen. Um Gottes Willen, soll man auch nicht. Schrecklich war ALLES. Ich habe keinen Krieg erlebt, nein, ich schreibe nur oft davon, weil es mich erschüttert. Ich suche Wahrheiten. Der Mensch in einer Extremsituation ist bei mir im Mittelpunkt.

Euch Allen, DANKE,
cori
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#6

"Little Boy"

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2007 13:07
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hi cori

ich erwarte von dir ehrliche Kommentare, also muß ich dir im Gegenzug auch meine ehrliche Meinung da lassen. mal ganz ungeachtet der Tatsache, dass ich dich gut leiden kann, oder gerade deshalb.
ich will dir nur mal kurz den Kommentar vom Brot in meinen Worten zusammenfassen:
das ist oberflächlich und gequirlte Scheisse
das ist im Prinzip genau das gleiche, was Katzi neulich geschrieben hat. nur das bei ihr Rotkäppchen Atompilze pflücken gegangen ist, und hier Freddi Kruger sein Unwesen treibt.

Gruß ninn
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