#1

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 17.07.2007 19:24
von Albert Lau (gelöscht)
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vis-à-vis


Ich sehne nicht nach wirklichem Geschehen,
nach Orten nicht und auch nicht nach Personen.
Auch drängt es mich nicht, einen Weg zu gehen,
nach Reden nicht und auch nicht nach Aktionen.

Das Leben blieb mir fern und ist mir schnuppe.
Ich mag auch keine Tiere oder Pflanzen.
Ob ich am Meer, ob auf des Berges Kuppe,
nie musste ich vor Glücksgefühlen tanzen.

Doch wenn ich vis-à-vis vor deinem stehe,
beginne ich das Wunder zu begreifen
und sehne mich nach dem, was ich dort sehe,
dass Töne tief in mir zu Silben reifen.

Die stotternd kaum beschreiben, was zu ahnen
um Liebe und auch Leid ich nie getraute.
Mich können alle Verse nur gemahnen:
Es dichtet nur, wer nie das Leben schaute.

Deshalb will ich dir niemals mehr begegnen,
um meiner selbst, doch auch um deinetwillen.
Lass meine Worte deine Werke segnen,
lass deine Taten meinen Hunger stillen!
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#2

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 17.07.2007 21:50
von Fingerspur (gelöscht)
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Hm, das ist wohl das erste? Naja, eher das letzte, sagt Dein lyr.Ich...
"Aktionen" müsste ich lesen xXxX - das ist unatürlich und sträubst sich dem Leser, da es nun mal doch blos drei Silben sind und bleiben werden. Man muss ja bei Dir Kleinigkeiten kritteln, sei also nicht gekränkt.
Dann wäre da noch der Punkt nach S3, der da nicht hingehört. Wenn einer wie Du schon gern Enjambements nutzt, dann muss er sie ja nicht verscheffeln, sondern kann zu ihnen stehen. Tja, formal war es dann wohl mit dem Federnlesen. Also Inhalt:
Scheusslich, all die Negationen in der Anhäufung zu finden, auch wenn die letzte die ersten aller barer Münze berauben will. Ich mag sowas nicht. Wenn einer erst anfängt zu erzählen, was er alles nicht will, dann muss er Stunden reden, bis er fertig ist. Du brauchst zwar nur zwei Strophen, die aber redlich. Ville, würd ich sagen? *lacht*

Ok, das lI sehnt nicht Orte, sagt Strophe eins; wen wundert da die zweite, die sagt "ob ich am Meer, ob auf des Berges Kuppe"? Nichts neues, oder doch, da nicht gesagt wird, was da nicht? Denn das "schnuppe" hat sich verausgabt und will doch eh nicht auf Berge oder in die Gischt. Die Zeile scheint mir fad dahingehauen, weil es inhaltlich ging, zwar kein Satzgefüge ergab aber wohlwollend stimmig gelesen werden kann.
Tanzen - das "muss" wohl keiner, könnte aber mancher. Das lI ist also zu verstockt dazu? Und dann, vis´-à-vis nicht mehr? Das ist die Stelle jedenfalls, die ich wirklich mag. Allerdings passen mir "Töne" und das "Reifen der Silben" nicht so recht zusammen; die Verbindung durch "sehe" heilt das auch nur schwach. Gereifte Silben, die stottern? Weia, Herr Lau? Ist das so? Armes lI, das zwar weiss, wie es redet, aber nicht, wie es herausschreibt? Da haucht dann aber Wahrheit, denn niemand, der nicht gelebt hat, versteht auch zu dichten. Damit willst Du wohl eine wie mich ärgern? Nein, die Frage ist nicht ernst gemeint, denn ich dichte ja nicht mehr - weil ich seitdem wohl mal lebte, *lacht*.
Tja, dann kommt die Abschlußstrophe grad zurecht für Emanzen: Nimmamehr, weil Du bist ein Schuft, weil Du mich von dem erdenkten Weg... Und dann endet es versöhnlich.

Fazit: Ich find es dichterisch toll und lese es so gern, wie manches andere Werk von Dir. Aber nachdenken drüber, das kann ich nur mit der Spur Sarkasmus, die ich oben erwähnte. Da stimmt halt inhaltlich nichts und das... mag ich nunmal nicht. Und Du, Du wirst wütend sein, ob meiner Art, zu kritisieren und ich werd das verstehen und Dich verfluchen, aber gewähren lassen - irgendwie so also sagte es Dein Gedicht. Lachst Du? Ich ja

Tut mir leid - mehr war nach diesem Tag nicht drin
Nina
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#3

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 18.07.2007 09:06
von Albert Lau (gelöscht)
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Hallo Fingerspur,

was tut dir leid, worüber soll ich wütend sein? Dass ich einen Kommentar und dann auch noch so einen ausführlichen erhalte? Das wäre ja noch schöner!

Das Erste und Letzte kapiere ich nicht. Die 3 Silben der Aktionen auch nicht, insofern kann ich nicht gekränkt sein. Die Zeile sieht geixt so aus: xXxXxXxXxXx, wo ist also das Problem?

Der Punkt nach S3 gehört da hin. Ich wollte hier gerade kein strophenübergreifendes, unechtes Enjambement, sondern eine echte Pause. Wenn es das also formal ware, dann nehme ich das an und gestehe, dass es so gewollt war. Dazu stehe ich dann auch.

Inhaltlich stimme nichts, sagst du und das muss ich dann wohl auch so hinnehmen. Gerade erst vor Kurzem führte ich einmal mehr aus, dass ein Kunstwerk seine Aussage nicht zu beweisen sucht, sondern schlicht postuliert, denn sonst würde es durch ein anderes Kunstwerk mit genau gegenteiliger Aussage obsolet. Wenn es dem Betrachter nicht schlüssig erscheint und der seine eigene Wahrheit (bestätigt) findet, dann hat das Kunstwerk auch seinen Zweck erfüllt.

Und schau: Du machst dich lustig über die gestotterten, zu Silben gereiften Töne und verreißt gleichzeitig das Gedicht. Das widerspricht sich. Und was man „dichterisch“ toll finden kann, wenn inhaltlich „nichts stimmt“, kann ich auch nicht nachvollziehen. Aber ich respektiere das.

DGadE
Albert
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#4

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 18.07.2007 09:21
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Wer ist das in S1 und S2? Egal wo, egal wie, den haut nichts um und der sucht auch nicht. Auch nach Sehnsucht oder Gefühlen scheint er nicht zu verlangen, doch wenn er dem LD von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, bzw. sich gegenüber wähnt, dann wird das LI klein und kleiner und das LD steht wie ein Dichterfürst in nicht zu erreichenden Höhen auf einem Berg.. Nun ist doch ein sehnen und ein streben im LI geweckt und auch er so scheint es möchte diese Anmutigkeit der Worte und der Verse des LD erreichen oder Worte schöpfen können die dem LD, dem Vorbild, gerecht werden.

Wer ist das LD? Ein Dichterfürst, dem das LI nacheifert, aber wissend, dass er sein Vorbild nie erreichen wird? Aber dann hat das LD folgt man der Logik des LI auch nie gelebt, sonst würde er ja nicht dichten. Sollte es sich so verhalten, dann würde ich denken die folgenden Pfeile der Liebe sind vergiftet.

Wem eifert der Dichter, der Künstler im Allgemeinen nach? Dem Leben, oder nicht? Dies versucht er abzubilden oder zu verdichten aber meistens scheitert er daran beziehungsweise sind seine Schöpfungen nur lächerliche Figuren im Angesicht der Wirklichkeit. Ketzerisch steht am Ende: Ein Lebender ist kein Künstler.

Die letzte Strophe bündelt noch mal diese Idee des Künstlertums und schließt an die Aussage von S1 und S2 an. Keine Sehnsucht, kein Gefühl, das LI bleibt Dichter oder Künstler in der Klause, im Elfenbeinturm. Aber trotzdem will er mit seinen Worten in diesem Exil die Schöpfung segnen und – hoppla – ganz am Ende ist dieser Kemenatenkünstler doch ein hungriges Geschöpf, obgleich es selbst nichts tut. Es lässt die anderen jagen und will weiter schmarotzen?

Ich fürchte die Pfeile der Liebe sind vergiftet. Aber mir gefällt dieses Stück ausnehmend gut.
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#5

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 18.07.2007 12:59
von Fingerspur (gelöscht)
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Hallo Albert,

da habe ich gestern wohl irgendwie weiße Elefanten gesehen, wo keine sind. Zumindest bezüglich der Aktionen will mir das scheinen, bzw. ich habe das „nach“ ausgeblendet und musste also die Silben gedanklich dann auffüllen und schon kam ich drauf, Du wolltest vier Silben auf Aktionen gelesen wissen. Purer Unsinn also und ein Beweis, dass man nie eine Kritik runterschreiben und posten sollte, ohne sie zuvor gründlich selbst hinterfragt zu haben – verzeih.
Das mit dem Punkt ist eine dichterische Freiheit, die Du Dir natürlich nehmen kannst. Rein grammatikalisch bezieht sich das „Die“ aus S4 nun mal auf so eng auf S3, dass ein Komma zu erwarten gewesen wäre. Dass ich aufgrund der gesetzten Enjambements in Erwartungshaltung eines weiteren gewesen bin, betont dann die von Dir gewünschte Pause. Soweit also ist dann Deine Erklärung umso schlüssiger.
Da wären wir dann bei den Tönen, die zu Silben reifen und dann doch „stotternd“ kaum beschreiben: Du wirst doch zugeben, dass es ungewöhnlich scheint, dass trotz des Reifeprozesses der in Silben umgesetzte Ton dann nur stotternd zu beschreiben vermag. Daher mein bereits gestern erwähnter leicht ironisch bis sarkastischer Ansatz, die Stelle zu zerpflücken. Und weil das alles so übertrieben ist, kann ich problemlos am Ende zum Fazit kommen, dass mir das Werk gefällt.
So Liebesgedichte lese ich gern mit einem humorigen Schmunzeln, weil es dann weniger dazu neigt, kitschig zu wirken – letzteres ist nicht auf das oben stehende bezogen, sondern generell gefasst.
Man kann sich hier in der Tat aber über das lI wundern: Dem Lebendigen, Schönen, Erlebnisreichem der Welt abgekehrt rüttelt es ein lD auf. Das lD lässt das lI wähnen, was auf andere Weise erfahrbar wäre, verdreht ihm quasi den Kopf. Daraufhin besinnt sich das lI, verbannt das lD aus seinem Leben und entschließt sich, zu verdichten, was das lD erlebt. Erleben und Dichten, so das Fazit, geht nicht aus einer Brust.
So ähnlich ganz knapp zusammen gefasst lese ich den Inhalt und kann nicht umhin, verwundert zu sein. Denn eine Erklärung für dies Denken und Verhalten ergibt sich für mich nicht aus dem Text. Dennoch kann ich Sprache und Form genießen, letztendlich auch behaupten, dass es sich um ein in sich schlüssiges Werk handelt, obgleich es nun mal mit meiner Empfindung kollidiert – da schmunzel ich lieber, über mich ebenso, wie über den Text. Vielleicht verstehst Du nun besser meinen gestrigen Ansatz, verzeihst aber zumindest den Fehler bzgl. der metrischen Analyse.
Herrje und dann DGaDE - *lacht* Ich glaube, für die Abkürzungen dieser Welt bin ich zu alt geworden, aber was auch immer dahinter stecken mag, antworte ich mal mit:
Gib gut auf Dich Acht (GgaDA)

Herzlich
Nina
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#6

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 18.07.2007 22:45
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Albert

Ich fange einfach mal irgendwo an. zB.

Zitat:

Gerade erst vor Kurzem führte ich einmal mehr aus, dass ein Kunstwerk seine Aussage nicht zu beweisen sucht, sondern schlicht postuliert, denn sonst würde es durch ein anderes Kunstwerk mit genau gegenteiliger Aussage obsolet.

wollen wir ja ruhen lassen, sonst entwickeln wir noch die Gebote der Kunst, Ihre Dogmen und Gesetze. Dazu treibt es mich zwar auch immer wieder, auch wenn ich noch nicht lange dichte, so doch von der Malerei her. Was die Kunst sei und sie ausmacht..irgendwann beschloss ich, ihr das selbst zu überlassen, aber Rückfälle gibt's immer wieder...
Zum Gedicht.
Das LI definiert sich zwei Strophen lang durch die eigene Apathie, bestenfalls eine Art Askese, nein, keine gewollte, es will ja keinen Weg gehen.
Dann stellt sich ihm das LyrDeinem in den Weg, den es nicht geht, und drückt LI derart tief in den Dreck, dass es nun doch irgendwie irgendwohin krabbeln möchte, und sei es nur, um sich zu verstecken.

Das "deinem" stört mich kolossal, weil alleine ohne Bezug - ich spreche ihm nicht die lyrische Berechtigung oder Machbarkeit ab - aber es führt mich geradewegs in die Beliebigkeit eines possessiven Gegenübers das sich folgendermaßen klärt: vorerst gar nicht. Und letzten Endes, wie wir sehen werden auch nicht.

Es bleibt also voll und ganz mir überlassen, hier etwas aufzufinden oder nicht. Ein gemeiner Trick - ein McGuffin?
Nun, zunächst las ich ein Kunstwerk des deinem heraus, und wenn ich's richtig verstehe, erging's dem Brot in gleicher Weise.
Dann denke ich mir: falsch! Hier steht dem LI das monadenhafte Bin in besitzanzeigender Entkörperung gegenüber, und wir werden sehen: so ist es.

Dieser Text kommt also ohne ein "Sein" aus, und das ist gut. Denn nur so erwächst dem Leser aus dem gnadenlosen Phlegma des LI ein Koloss, ein Kloss der jedem Dichter im Halse stecken bleiben muss:

wer lebt, der dichtet nicht.

Scheiße, sage ich mir - und ziehe den Schuh an - Scheiße! Und ich stelle mir die Frage: dichte ich oder lebe ich noch?
Natürlich könnte ich ein Gedicht schreiben und anschließend nach Ikea gehen. Das ist mir aber sowas von zu schlicht und zu griffig.

LI jedoch ist derart von seinem deinem angetan, dass es, gleichsam in Übersprungreaktion sein klägliches, zweistrophiges Abgestumpftsein negiert und sich fortan an den Taten des deinem hungrig schadlos halten will. Gleichzeitig verbietet es sich jeden Kontakt zu diesem deinem. Es wird sich wohl via Presse, Funk und Fernsehen füttern.

Das ist im Grunde nicht falsch, das ist verständlich, wenn man jedem Tierchen sein Plaisierchen läßt. Also lasse ich das mal sacken.

Und Probiere das deinem zu besetzen, denn so einfach kann das alles ja gar nicht sein.
Hier befinden wir uns in L+L, also liegt nahe: etwas physisches, ein Weib, oder deren Leib, oder irgendein Hümpeltuber, gar ein alter ego ... aber nichts, gar nichts will sich unters Joch beugen. Vielleicht hat der Bauchladenmann einen Gott zu verhökern?

Oh ja, das ginge auf. Mehr noch, es würde meinen Gefallen finden, denn dies wollte mich nie ganz verlassen. Und es würde alle Knoten und Klösse und die kolossale Größe lösen. Nur: falsche Abteilung.

Weil mir der Gott aber so gefällt ignoriere ich die Rubrik. Oder besser noch: ich biege mir das hin: es geht hier um eine persönliche Gottesbeziehung, keine nach dem Reglement einer Religion.
Dann schaue ich noch mal am Text entlang und finde, dass ich wieder auf dem Bauch liege.

Denn warum schreibt da ein kellerasselmäßiges LI zwei Strophen lang, wie es unterm Stein ist, wenn's doch schon erhoben wurde und gierig, hungrig ist. Und warum dürfte LI dem Gott nicht begegnen - würde es verbrennen? Man weiß es nicht! Es geschieht um seinesselbst und deinemseinetwegen. Was eine Phrase sein könnte, ein In-die-Händeklatschen um deinem zu verscheuchen. Damit's LI wieder seine Ruhe hat? Wer weiß.

Ich nehm den Gott. Scheißegal. Das funktioniert für mich über die weitesten Strecken, bis auf die Ablage. Sollen andere anders kaufen.

Und ob ich Dein Gedicht jetzt gut finde? Ich weiß nicht. Ich komme nicht mit, nicht schnell genug dahinter, Würde ich mit Eintritt in S3 - zack - eine Auflösung des deinem erhalten, dann rollten sich die Strophen wie eine Straße vor mir aus. Sprachlich habe ich nichts zu beanstanden, wenngleich S1 und S2 ein bisschen an ein schwerbeladenes Fuhrwerk mit Anhänger erinnern. Da war ich absolut willig und lief nebenher. Hm. Dann liegt deinem Baumstamm auf der Straße.

LG
Ulrich
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#7

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 19.07.2007 07:21
von Albert Lau (gelöscht)
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Hallo Brot,

so cool ist LI nicht. Den verlangt nur eben nicht nach Leben, sondern der kreißt beständigt um sich selbst und überprüft und betatstet nur seine Impression. Es geht hier - für mich erkennbar - um die Selbstreferentialität eines autopoietischen Systemes, um einen Künschtler. Und der trifft auf einen begnadeteren Schöpfer und muss erkennen, dass er nur Abbilder schafft. Vielen Dank für deinen hellsichtigen Kommentar.

Hallo Nina,

die stotternden Silben sind natürlich bildlich zu verstehen. Angesichts des lyrischen Du und/oder der Schöpfung des lyr. Du bleiben selbst die ausgefeiltesten Artistiken des LI nur Stammeleien. Ich fand das Bild gelungen und wollte eben unbedingt diese Pause haben. Das LI kann es nicht lassen und ist zunächst einmal noch fasziniert von seiner Wortschöpfung der zu Silben gereiften Töne ... um dann aber doch deren Dürftigkeit einzusehen.

Hallo Erebus,

danke dass du meine These ruhen lassen willst. Das ist allerdings auch angebracht, denn so provokant ist die nicht. Ich denke, man darf als allgemein anerkannt bezeichnen, dass sich Kunst u.a. "durch seine hohe gesellschaftliche und individuelle Geltung auszeichnet, ohne dadurch vorangeggangene Werke außer Kraft zu setzen oder den Beweis der Richtigkeit einer Aussage antreten zu müssen." (zit. nach Brockhaus, 19. Auflage, 1990, Band 12). Das ist ein solcher Allgemeinplatz, den werden nur noch die Wenigsten bestreiten.

An deinem Kommentar stört mich, dass du dich so sehr an der Ellipse aufhängst, aber keinen Versuch unternimmst, sie aufzulösen. Zur Abwechslung zitiere ich jetzt Wikipedia: "Durch den Kunstgriff der Satzellipsen wird in der Literatur versucht, eine eindringliche Wirkung zu erzielen und Wichtiges hervorzuheben". Mag sein, dass es völlig in die Hose gegangen ist, aber man könnte anstandshalber davon ausgehen, dass es sich um den Versuch handelt. Was hier ausgelassen wurde, überlasse ich jetzt wieder deiner Phantasie.

Ach ja, die Rubrizierungen. Ich wollte es nicht unter Religiöses stellen, weil es nicht vordringlich um "den Schöpfer" und "die Schöpfung" geht, sondern um das austauschbare Antlitz dessen, was Leidenschaft, was Inbrunst auslöst. Daher fand ich diese Rubrik letztendlich passender. Allerdings ist dein Hinweis wichtig, ich denke, ich werde alle künftigen Gedichte unter "Diverses" veröffentlichen, um dieser Falle zu entgehen.

Euch Dreien vielen Dank für Eure langen, aufschlussreichen Kommentare.

[url=t73096340f002-Forum.html]Digitale Grüße[/url]
Albert


P.S.: Ich lasse das mit den Abkürzungen, du hast recht, Nina. [11]
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#8

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 19.07.2007 09:48
von bipontina (gelöscht)
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guten morgen, albert lau

ich finde das gedicht sehr schön, vor allem der rhythmus und die
reime gehen mir sehr ein.
ich hab nur eine frage: das verb "sehnen" wird meiner meinung nach
immer mit einem rückbezüglichen "sich, mich, dich," etc. gebraucht.
wie bei "ich hüte mich" (nicht gänse), "ich besinne mich", "ich vergesse mich" (aber nicht meinen haustürschlüssel) , ach beispiele gibts mehr als genug.
natürlich hätte das
mich
nicht in den rhythmus gepaßt, schade.


lieben gruß von literazzia und: nicht grollen!
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#9

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 19.07.2007 11:13
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Al,

auch mich erfreute dieses Gedicht beim Lesen sehr. Das Metrum ist nicht durchgängig, bringt aber zum Beispiel ob der vielen inhaltlichen Wiederholungen zu Beginn doch Schwung in den Text.

Was ich damit meine, ist, dass ich z.B. fand, dass Zeile 3 und 4 in Strophe 1 eigentlich das gleiche sagen wie Zeile 1 und 2 in derselbigen. Macht aber aus genannten Gründen nichts.

Das lyr. ich ist so ein rechter Muffel. Das Du ist das einzige, das das lyr. Ich in seinem gemütlichen Loch einen Blick auf die Welt gewährt, die das Ich für erstrebens- und erlebenswert hält. Das Du gibt dem Ich aber keine Beine, um damit in diese Welt hinaus zu gehen und sie zu erleben, doch es gibt ihm eine Stimme, um diese Welt zu beschreiben. So findet das Ich seinen Platz.
Das Ich ist auch ein wenig zerrissen, weil der Blick auf die schöne Welt ihm ein mulmiges Gefühl gibt, weil es sich, wie zu Beginn gesagt, nicht für fähig hält, diese Welt zu erleben. Darum gibt ihm das Du und seine Welt ein schlechtes Gefühl.
Zum Ende hin akzeptiert das Ich jedoch sein Schicksal als das des nicht erlebenden sondern preisenden und beschreibenden Dichters. Sehr anrührend das ganze und das ganze Gedicht ist voll dieser sicherlich vielen Dichtern vertrauten Melancholie und gelegentlichen Traurigkeit des Dichters (das unterstelle ich jetzt mal ganz pauschal, zumindest den melancholischen Dichtern [Gibt es auch andere? ]).

Die zweite Strophe wirkt allerdings ein bisschen lustig mit den Tieren und den Pflanzen. Das erinnert mich ein wenig am das Lied Böse von Knorrkator. Da sie gegenüber der ersten auch meiner Meinung nach nicht viele neue Informationen bringt, fänd ich das Gedicht, glaube ich, ohne diese noch etwas stimmiger von der Atmosphäre und schöner. Aber insgesamt schadet sie auch nichts.

Ich plädiere übrigens auch für ein Komma am Ende der dritten Strophe, da zu Beginn der 4. für mich eindeutig ein Relativsatz folgt.

Ich kann übrigens die Gefühle und die daraus entstehenden widersprüchlichen Aussagen des lyrischen Ichs gut verstehen, etwas wundert mich allerdings schon, dass das auf der einen Seite die Werke des Du segnen will, andererseits, diesem nie mehr begegnen will, was natürlich gklecht die Frage aufwirft, wie es dann die Werke in Worte fassen will. Es sei denn, das bereits gesehene recht dem Ich als Stoff bis zum Ende seines Daseins, oder das Ich drückt hier einfach seine Gefühle aus und reagiert mit dem am Schluss gesagten auf die unausgesprochene Unmöglichkeit dem Du nicht mehr zu begegnen.
Aber wahrscheinlich geht es um bereits vollbrachte Werke des Du.
Jedenfalls gefällt mir gerade sehr diese Emotionalität des Gedichts, besonders Strophe 3 und 4 als Ganzes finde ich sehr gelungen. Sie sind für mich das Herzstück des Textes.

Viele Grüße,
GW

_____________________________________
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#10

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 30.07.2007 10:51
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Albert!

Auf den Punkt gebracht hat es bereits GW, die Emotionalität,
von der auch ich annehme, daß sie durchscheint; sie gefällt.
Darübe hinaus, ist es der Gehalt, der mir zusagt und dem ich beipflichte.

Sollte unbedingt etwas anders gestaltet werden,
so eventuell in der ersten Strophe, wo ein 'auch' abgeändert werden könnte,
um nicht dreimal vorzukommen.

Mir gefällt es, insbesondere der Inhalt mit dem Anstrich an Spontanität.

Mit Gruß
Joame
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#11

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 13.08.2007 21:10
von roux (gelöscht)
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Herzlichen Glückwunsch!
Ein wirklich gutes Gedicht, Herr Lau.

Liebe Grüße,
roux
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#12

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 13.08.2007 21:13
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Auch von mir, mein Lieber!

BG,
arno.

http://arnoboldt.wordpress.com/
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#13

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 13.08.2007 22:26
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Er ruhe in Frieden!

Glückwunsch, Mr. Ex-Scorsese!

Die Frau in Rot

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#14

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 14.08.2007 10:10
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Solche Stücke nennt man wohl Exilliteratur.
Glückwunsch!

_____________________________________
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#15

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 14.08.2007 10:15
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Meine Anerkennung!

Joame Plebis
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#16

vis-à-vis

in Ausgezeichnete Lyrik 14.08.2007 11:20
von Erebus (gelöscht)
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einen zuckersüssen Glückwunsch Albert!

Ulrich
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