#1

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 25.04.2007 22:20
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Bewegung in der Lyrik


Immer wenn ich den Laptop hochfahre, blicke ich in mein Bücherregal. Die vielen wohlbekannten Buchrücken haben etwas ungemein beruhigendes. Die onlinefreie Wartezeit lässt sich bei dem Anblick wesentlich leichter überbrücken.

Nur 14 E-Mails?
Nichts wichtiges.
Mein Verleger schreibt nicht. Er hat den großen Schnitzer wohl gar nicht bemerkt. Das Lektorat ist miserabel.
Der Fernschach-Partner bietet mir zum zweiten Mal Remis in diesem Endspiel; läuft ja auch schon die dritte Woche. Noch ein paar Züge und er tappt in meine Falle. Mein Springer zermürbt ihn zusehends. Bald habe ich die 1800 Elo-Marke geknackt.
Das Niveau der Online-Lyrik verkommt weiter. Anscheinend direkt proportional mit der Anzahl der Mails, die ich täglich erhalte. Was lässt sich dagegen tun?

Ach ja, die Regale!
Gut. Ich öffne eine leere Textdatei und schreibe:

Ein wahrer Lyriker ist jemand, der dem endlosen eigenen Gekritzel und dem Suchtpotential der Forenwelt regelmässig handfestes entgegenstellt: Lyrik aus dem Regal - idealer weise aus dem eigenen Bücherregal und geöffnet natürlich.

Also kommt! Bewegt mal eure Hintern aus den eingesessenen Onlinethronen, kniet vor die Regale und zählt mal durch: wie viele Lyrikbuchrücken bekommt ihr zusammen? Wie viele davon sind fremdsprachig (also nicht deutsch)?
Die Lyrik hat kein eigenes Regal bei euch? Lyrische Schulpflichtlektüre verschwindet zwischen dicken Konsaliks und Karl-Mays? Dann spart euch die Mühe. Hinsetzen und weiter online berieseln lassen...

Die anderen bei der Gelegenheit gleich mal Aufräumen und bitte melden! etwa so:

46xLyrik (darunter 9Aliens)

Wer hat mehr? Los, los, Bewegung!

PS: und nicht vergessen: Nachttisch, Kloumfeld und Kfz.-Handschuhfächer mitinspizieren!
Eigene Kladden zählen natürlich nicht, aber wenn jemand mit gefundenen Moleskines in der Westentasche rumläuft , gut, will ich mal ein Auge zudrücken.


So. Geschafft!
Halt: ein Punkt fehlt noch. Den lasse ich aber lieber mal weg, sonst wirkt es allzu perfektionistisch durchgestylt.
In welchem Forum soll ich es nun veröffentlichen?


e-Gut
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#2

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 26.04.2007 09:38
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Zitat:

Alcedo schrieb am 25.04.2007 22:20 Uhr:
In welchem Forum soll ich es nun veröffentlichen?



Ich zählte drei.

Mir kommt beim Stöbern durch die Internetlyrik auch oft der Gedanke, dass nur wenige wirklich mal einen Lyrikband gelesen, bzw. je einen gekauft haben. Das ist zwar schade, aber man kann diesen Leuten deshalb sicher keinen Vorwurf machen. Lyrik zu schreiben (und zu lesen) ist - heute sicher noch mehr als früher - ein Randsegment der Literatur. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass die Menschen ein wenig lächeln, wenn man ihnen sagt, man würde Gedichte schreiben. Auch eine Art, seine Mitmenschen zu erfreuen, nicht?

Bei mir stehen etwa zwei Duzend (fremde) Lyrikbände im Regal - die ich sogar gelesen habe *g -, davon sind etwa fünf auf Französisch.

Und jetzt gehe ich meine Spam-Mails lesen. Habe die Ehre!

Die Frau in Rot

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#3

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 26.04.2007 10:08
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Mir gefallen diese Art Texte ungemein, vor allem hat dieser auch eine schöne Länge. So inspirierte er auch mich, in meine Regale zu schauen und festzustellen, dass ich Gernhardt, Busch, Morgenstern, Roth und Ringelnatz eindeutig den Vorzug vor Rilke und Co. gegeben habe. Vor allem habe ich nichts polyglottes anzubieten.

Muss ich Gedichte gelesen haben, um welche schreiben zu können? Wahrscheinlich nicht. Nicht zwingend. Aber würde es schaden sich tiefer in die Materie einzuarbeiten, die Meister zu studieren? Wohl auch nicht.
Es sei denn der angehende Lyriker erkennt, dass
a) seine eigenen Ideen längst schon zu Markte getragen worden sind und b) so gut umgesetzt wurden, dass die Messlatte so hoch liegt, dass er locker drunter durch passt.

Das mag so manche Künstlerseele annagen und zermürben und Unwissenheit schützt natürlich, die eigene Durchschnittlichkeit anzunehmen. Naja, ich habe dieses Problem zum Glück nicht. Ich schreibe ja Prosa und dummes Zeug .

Ganz nebenbei: Kürzlich las ich in einem Blogg einen Artikel über Literaturagenten und den Literaturbetrieb, der war auch sehr amüsant (der Artikel) und bestätigte mir, dass es nebem Talent, Handwerk und vielleicht sogar Kunstfertigkeit noch sehr viel mehr Glück bedarf, es zwischen zwei Buchdeckel zu schaffen. So gesehen sind diese Foren doch sehr reizend. Hier darf munter hochgeladen, gelesen, geschimpft und gelobt werden.
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#4

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 26.04.2007 10:48
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ja, ich habe bei mir einige Lyrikbände stehen, muss aber gestehen, dass ich, abgesehen von meinen zwei kleinen Rilke-Inselbüchern keinen durchgelesen habe. Nichteinmal die Anthologie "Die Lieblingsgedichte der Deutschen" schaffte ich ganz.
Doch findet sich bei mir ein Hesse, ein Ben, eine Rilke-Gesamtausgabe, ein kleiner Goethe, eine Mascha Kaleko und die zwei ersten Bände von Marjana Gaponenko auf deren neues Buch in binnen der nächsten zwei Wochen sehnsüchtigst warte.
Ach, übrigens, deren Bücher hab ich auch durchgelesen.
Dann noch eine mittelmäßige Forenanthologie (bis auf meine beiden Beiträge natürlich ).

So, und da bin ich peinlicherweise meines Wissens auch schon am Ende meines Lyrikbuchbestandes angelangt.

Meine Erkenntnis: ein Lyrikbuch, damit ich es wirklich aufmerksam durchlese, sollte nicht mehr als 80 Seiten umfassen. Das ist wie mit überdimensionierten Kunstausstellungen. Irgendwann kann ich dem Werk nicht mehr die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Gesamtausgaben, die ein ganzes Lebenswerk umfassen, sind ganz schlimm. Die liest man gar nicht. Ich zumindest. Das ist gut zum Nachschlagen, aber nicht zum Lesen geeignet.
Aber das gehört ja eigentlich nicht zum Thema hier.

Ich denke, wenn man das Dichten ernst nimmt, kommt man zumindest nicht umhin sich mit der Arbeit berühmter Dichter auseinander zu setzen, und wenn es einem nur hilft zu verstehen, wo man die ganze Zeit unbewusst klaut bzw. auf wessen Arbeit man aufbaut - evtl. auch zu sehen, welche Bereiche schon völlig abgegrast sind.
Das werde ich zwar nie wirklich schaffen, aber das dagegen-Anlesen gibt mir eine gewisse Sicherheit. Mag sein, dass die manch einer nicht braucht - ich gelegentlich schon.

_____________________________________
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#5

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 29.04.2007 18:33
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
es trifft mich schwer, dass ihr alle wirklich nachzählt. hab ich das gebraucht? hab ich das wirklich gewollt?

ich werde dieses Forum verlassen, lebt wohl.

zumindest hat dich keiner nach deinem Verleger gefragt
edit:
oder doch nicht, was solls, ihr werdet mich noch ertragen müssen.

aber wenn sich nicht bald jemand meiner Idyllendichtung annimmt, dann, dann, ..., dann kastriere ich den König mit den Zähnen! ich schwörs!

knirschend mit dem Gebiss
Alcedo




e-Gut
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#6

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 29.04.2007 18:52
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
LOL ... armer Alcedo. Betrübt darüber, dass sich niemand echauffiert hat? Das zeigt doch nur, dass wir verwandte Seelen Deines Protagonisten sind ... und genau so durchgeknallt!

Tja, wer parodiert und Ernst genommen wird, sollte in sich gehen!

P.S. Was für eine Idylle?

Die Frau in Rot

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#7

Bewegung in der Lyrik

in Parodien und Persiflagen 29.04.2007 19:20
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
meine Waldfee

und was sag ich jetzt gscheites um nicht im Spam zu versinken?

Voilà
auf die Barrikaden!
L’art pour l’art!
Durchgeknallte aller Welt vereinigt euch!

ach,
und
Vive la Tümpelbannèr verde!
Worttümpel soll bleiben!

Pardon
Alcedo



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