#1

Das letzte Beltane

in Düsteres und Trübsinniges 17.10.2006 21:04
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Das letzte Beltane

In hoffnungsschwangrem Feuersschein
tanzen unsre nackten Leiber
alte, gramgebeugte Weiber
lachen aus zahnlosen Mündern
zeihen uns gieriges Plündern
an unserem spröden Gebein.

In falsch verstandnem Glücksgefühl
einen wir verborgne Lüste
schwitzend dampfen trockne Brüste
führen in wirres Gemenge
treiben in leidvolle Enge
und da trifft Dein Blick mich so kühl.

So wisse: ich weiß nun, dass Du es längst weißt
und hoffe, Du weißt auch, dass es mich zerreißt.

(c) Don Carvalho
- April 2006

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#2

Das letzte Beltane

in Düsteres und Trübsinniges 01.11.2006 16:49
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Don Carvalho!

Damit dieses Gedicht nicht länger zu den unbeachteten gehört, mein näherer, nicht so maßgeblicher Blick zum x-ten mal darauf:

Das letzte Beltane

xXxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxxXXxXx
XxxXXxXx
xXxxXxxX

xXxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxxXxxXx
XxxXxxXx
xXXxXXxX

xXxxXxxXxXx
xXxxXxxXxXx

Also auf keinem Fall eine gleichbleibende Litanei, sondern rhythmisch gewechselt.
Die Aussage soweit klar, bis hin zum kühlen Blick, wo ich dann nur eine Vermutung anstellen kann, über das Zerreissen aus einer nie erklärten Liebe.

So fasse ich es auf, vermute aber, Deine Erklärung dazu läßt mich klarer sehen.

Freundlichen Gruß
Joame

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#3

Das letzte Beltane

in Düsteres und Trübsinniges 02.11.2006 09:25
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Don

Beltane, das keltische Fruchtbarkeitsfest in der Nacht auf den 1. Mai. (ähnlich der Walpurgisnacht). Da tanzten sie dann um das Feuer und begrüssten den Frühling. Oh, wie heidnisch!

Gefällt mir, wie Du diese Riten beschreibst. Ich stelle mir Dich ... eh, das lyr. Ich grad so vor, wie es unbekleidet herumtanzt. Hoffentlich verkühlt es sich nicht.

Wieso Du nach Leiber keinen Punkt setzt, verstehe ich nicht ganz. Hat das eine besondere Bedeutung? Duch den Wechsel von Jambus und Trochäus ist es etwas sperrig, passt aber sicher zur Szenerie.

Die letzten beiden Verse sehe ich ähnlich wie Joame. Da liebt jemand unerfüllt. Ach, der/die Arme!

Gruss
Margot


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#4

Das letzte Beltane

in Düsteres und Trübsinniges 09.11.2006 10:36
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo ihr zwei,

zunächst einmal vielen Dank für die metrische Analyse, Joame. Bei den vielen wechselnden Versfüßen war ich mir nicht sicher, ob man die ohne weiteres herauslesen kann - auch wenn ich mich darum bemüht habe, dies relativ eindeutig zu gestalten. Einzig bei den letzten beiden Zeilen sehe ich auch am Ende einen Anapäst, ansonsten müssten Du bspw. zerreißt auf der ersten Silbe betonen.

Inhaltlich hatte ich zwar noch etwas anderes im Sinn, als ihr beide vermutet, allerdings ist dies wohl zu wenig herausgearbeitet, als dass man das dahinter stehende Thema erkennt (es geht um das grundsätzlich letzte Beltane und nicht um dasjenige, letztes Jahr o.ä.).

Ob das mit der Zeichensetzung so clever ist, zweifle ich selbst noch etwas, Margot, aber etwas gedacht habe ich mir dabei tatsächlich . Ich wollte, dass man innerhalb der ersten beiden Abschnitte jeweils beim Lesen Fahrt aufnimmt, bevor man wieder langsamer wird, um ein wenig das "wilde" Tanzen zu symbolieren. Deshalb das sich ändernde Metrum und der Punkt nur am Ende der Strophe.

Vielen Dank auf jeden Fall für Eure Aufmerksamkeit und Eure Kommentare,

Don

P.S.: @Margot: Ich kann ja dann demnächst mal für Dich um den Kreuzberg tanzen, angesichts der Temperaturen ziehe ich mir dann aber doch besser was an .

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