#1

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 08.08.2006 08:35
von Olaf Piecho (gelöscht)
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Schere im Kopf
Angst aufzuschreiben, was ich denke
Angst, dafür an die Wand gestellt zu werden

Erschossen
Unkontrollierte Zuckungen
Dann
Blitzartig und bluttriefend
Entferne ich die Kugel
Habe mich
Wieder zusammengeflickt
Jedes Mal etwas verstümmelter

Nicht das Verbinden der Augen
Nicht das Anlegen der Gewehre
Nicht der Schuss
Die Schere wird mich töten
Oder ich sie

Oder sie

Oder

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#2

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 08.08.2006 11:40
von Maya (gelöscht)
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Hallo Olaf,

Dein Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut. Letztlich ist es der Zwiespalt in der eigenen Person, das Denken und die Angst vor den Konsequenzen des eigenen Handelns, die zum Tode führen könnten. Das Ich hat solche Situationen schon öfter erlebt. Immer, wenn es sich den Ängsten stellte und Mut bewies, wurde es von den Anderen zertrümmert. Zwar gelang es ihm bis dato immer, sich selbst wieder aufzubauen und zusammenzuflicken (v.a. die psychische Ebene ist hiermit wohl gemeint), doch blieben mit jeder Verstümmelung mehr Spuren und Narben zurück. Nun ist das Ich wieder an einem Punkt angelangt, wo es nicht weiß, wie es sich verhalten soll. Eine zweischneidige Angelegenheit.

Habe ich sehr gerne gelesen.

LG, Maya

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#3

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 08.08.2006 15:21
von Olaf Piecho (gelöscht)
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Hallo Maya,

erstaunt bin ich. Wie feinfühlig Du aus Deiner Sicht das Gedicht erklärst. Da zolle ich Dir glatt Respekt und meine Achtung. Ja, "Oder" hat diese zwei Seiten, die wir oft in uns spüren. Das Li kämpft sich hoch, wie eine Stehauffrau/mann. Und oft hören wir...ich fühle mich breit, erledigt, erschossen. Alles Worte, die in unserem Sprachumgang auf einen Vielleicht- BeinaheTod oder einer kraftlosen Situation hinweisen.

Schön, dass Du so dahinter steigen konntest. Merci und Grüße von

Olaf

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#4

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 08.08.2006 15:31
von Krabü2 (gelöscht)
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Hallo Olaf,
ein sehr eindringliches Gedicht, dass mich sofort angezogen hat. Angesprochen. Ich sehe hierin die Gefahr, sich in Zwischenwelten aufzuhalten und auf Boden zu verzichten. Ja, auch ich finde es absolut interessant, wie sehr die Sprache von alters her mit Weisheiten daherkommt. Wobei wir oft auch recht sorglos damit umgehen, also einfach Floskeln daherreden, nachplappern, ohne die Bedeutung zuvor zu ermessen. Je nachdem, wie gut jemand allgemein mit Sprache umgehen kann, desto wertvoller sind solche Aussagen, wie Du sie verwandt hast. Der Sprecher ist sich derer oft nicht bewusst, aber wer gut zuhören kann, dem wird dadurch vieles an Gefühlen preisgegeben von seinem Gegenüber.
Ach ja, 'sehr' zum Beispiel, das verwende ich zu oft, das rührt von 'schmerzhaft' (sprachgeschichtlich).
Ich schreibe zuviel, wieder mal... Sorry.
Dein Gedicht hat mich jedenfalls 'erwischt'.
Und mir 'sehr' gut gefallen.
LG - Uschi

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#5

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 01.09.2006 16:56
von Michael Lüttke (gelöscht)
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das ist extrem interessant.
eigentlich gefällt mir der aufbau überhaupt nicht, da im ersten teil des textes die sachverhalte zu banal dargestellt werden. die dann eigentlich in der zweiten strophe fortgesetzte stirichtung nimmt mich dann aber doch auf versichtet sich parallel zu den empfindungen die ich gerdae aufbaue im textund verlässt mich tatsächlich fragend am ende des textes, so wie es gewollt ist.
dadurch wird der bogen gespannt. echt gut.

sehr gerne gelesen

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#6

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 01.09.2006 23:33
von kein Name angegeben • ( Gast )
-----

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#7

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 02.09.2006 16:30
von Olaf Piecho (gelöscht)
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@ Michael: Der Aufbau gefällt Dir nicht? Das verstehe ich, entspringt doch dieser Text eiem Prosastück, welches ich verdichteter besser fand. Daher gibt es keinen "geplanten" Aufbau. Schön, wenn es dir gefällt, hast es aus der Versenkung geholt (oder ich glaubte dazu keine Leser mehr zu finden). Also merci für Deine Kommentierung.

@ Bauchi: Wenn Du der bist, den ich mir vorstelle - dann kannst du verdammt gut Bauchpinseln...hahaha. Grüße auch von mir und die Frage, wie es bei Dir weitergeht...?

Olaf

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#8

Oder

in Düsteres und Trübsinniges 02.09.2006 21:09
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hi Olaf,

das ist so ein Text, bei dem ich denke, der würde mir als surreale Traumsequenz in einem David Lynch Film besser gefallen als als Gedicht. Der Inhalt ist gut, die Metaphern interessant gewählt, das ganze ist mir, selbst für eine freie Form, zu prosaisch präsentiert. Zumindest ist es kein Text, bei dem ich das Gefühl habe, dass hier die Sprache an sich als Stilmittel eingesetzt wurde. Daher bei mir auch der Bezug zum Film, welches hier vielleicht ein interessanteres Transportmedium wäre als die hier so einfach gewählte, schnörkellose Sprache.

Aber vielleicht bin ich auch nur zu altmodisch.

Grüße,
GerateWohl

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