#1

Freiheitsbedenken

in Philosophisches und Grübeleien 26.05.2006 12:02
von Kamelot (gelöscht)
avatar
Freiheitsbedenken

Begleiche deine ersten auferlegten Schritte,
verhauche, was im Wachen seine Blende bildet,
entfliehe allen strengen frommen Augenpaaren
und plane deine Rückkehr rücksichtslos im Blauen.

Verplane zielnah alles in den Ruhmeshallen,
vergolde deine Streiche, minder Hoffnungsschimmer
und kämpfe, morde deine eig’nen Ideale,
um Freiheit dort zu fühlen, wo die Stachel sitzen.

Verzichte niemals auf den aufgesetzten Frieden
-so ruhig, bis die Bomben innerlich zerplatzen-
und warte bis das Nebelhorn die Schleier öffnet
um letztlich jenen Aufruhr endlich durchzubringen.


nach oben

#2

Freiheitsbedenken

in Philosophisches und Grübeleien 26.05.2006 20:09
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Hallo, Kamelot!

Mit flüchtig Lesen ist es nicht getan.
Bei vielen Deiner Werken gilt es, wie gewohnt,
bedächtig überlegend jene Stimmung suchen,
die Anlaß waren für das tiefe Schreiben.

Klingt nicht Sarkasmus mir aus manchen Zeilen?
Wird hier nicht radikal ein neuer Denkprozeß gefordert?
Werk Kraft hat, seiner Haut entfliehen, soll es tun,
sprengen die Enge und den Worten folgen, wenn er kann;
- ich kann es nicht!

Es grüßt
Joame
(Vater v. Explex)

nach oben

#3

Freiheitsbedenken

in Philosophisches und Grübeleien 26.05.2006 21:25
von Maya (gelöscht)
avatar
Hallo Kamelot ,

also, nach einmaligem Lesen habe ich auch kein Ufer gesehen. Ich versuche mich mal stückweise heranzutasten…

Begleiche deine ersten auferlegten Schritte,
verhauche, was im Wachen seine Blende bildet,
entfliehe allen strengen frommen Augenpaaren
und plane deine Rückkehr rücksichtslos im Blauen.


Zeile 1,2,3 sind eigentlich nur im Gesamtzusammenhang zu verstehen, die ich als einen sarkastischen Aufruf deute:
Z1: i.d.S., dass man die Spuren, die die Gesellschaft in einem hinterlassen hat, wieder auslöschen soll, denn hier wird von „auferlegten“ Schritten gesprochen, von der Gesellschaft angelegte Pfade, denen zu folgen abgeraten wird.
Z2: Forderung, dass man endlich mit offenen Augen durch die Welt gehen soll – nicht nur sehen, sondern begreifen soll, wie sie funktioniert
Z3: die strengen Augenpaare lassen mich in erster Linie an Eltern denken – diese Augenpaare sind wohl noch verblendet, fromm, leben streng nach Maßstab
Z4: „im Blauen“ verbinde ich mit Freiheit und mit blau machen – also Abstand von der Arbeit.

Verplane zielnah alles in den Ruhmeshallen,
vergolde deine Streiche, minder Hoffnungsschimmer
und kämpfe, morde deine eig’nen Ideale,
um Freiheit dort zu fühlen, wo die Stachel sitzen.


Z1: die eben angesprochene Planung ist im Grunde (gesellschaftlich gesehen) eine Verplanung, kurz vor Erreichung des Ziels, soll schlappgemacht werden, um
Z2: die Streiche, zu vergolden. Das verstehe ich nicht ganz, soll Rache an der Gesellschaft geübt werden, indem man sie linkt? Sie wird das gewollte Scheitern einer Einzelperson wohl kaum registrieren, oder wird doch auf Eltern Bezug genommen? Der Hoffnungsschimmer würde dafür sprechen, wenn es die Hoffnung der Eltern wäre (dass aus ihrem Kind was Anständiges wird), die hier gemeint ist.
Z3: Hier können nur die alten, abgelegten Ideale gemeint sein, die nach dem jetzigen Durchblick (die Blende ist ja weg), bekämpft werden sollen.
Z4: nehme ich so, wie sie ist.

Verzichte niemals auf den aufgesetzten Frieden
-so ruhig, bis die Bomben innerlich zerplatzen-
und warte bis das Nebelhorn die Schleier öffnet
um letztlich jenen Aufruhr endlich durchzubringen.


Nach Außen wird das Leben fortgeführt, während man innerlich auf einem Pulverfass sitzt, dass sich irgendwann entzünden wird. Diese Strophe plädiert für passives Warten auf die befreiende Explosion und zeigt mir am Deutlichsten, dass das alles wohl nicht Ernst gemeint ist. Ich lese Sarkasmus und Zynismus aus den Zeilen (was mir gefällt), v.a. weil im Gegensatz zur vorherigen Strophe nun nicht mehr auf das Kämpfen (Bekämpfen), sondern auf das Ausharren gepocht wird.

Also irgendwie habe ich das Gefühl, nicht wirklich hinter Deine Zeilen gestiegen zu sein .

LG, yamaha



nach oben

#4

Freiheitsbedenken

in Philosophisches und Grübeleien 02.06.2006 10:12
von Kamelot (gelöscht)
avatar
Morgen ihr zwei

Gut…dann wird ich mich mal euren Kommentaren widmen


Zitat:

Mit flüchtig Lesen ist es nicht getan.
Bei vielen Deiner Werken gilt es, wie gewohnt,
bedächtig überlegend jene Stimmung suchen,
die Anlaß waren für das tiefe Schreiben.



Worte, die mich mit Stolz erfüllen – die Stimmung suchen, in diesem Gedicht doch relativ einfach, da durch einige Phrasen eigentlich die Richtung ausnahmsweise mal vorgegeben wird.


Zitat:


Klingt nicht Sarkasmus mir aus manchen Zeilen?
Wird hier nicht radikal ein neuer Denkprozeß gefordert?




Ja…das wird hier gefordert…jedoch gänzlich ohne Sarkasmus. Es geht um Revolution, es geht um den Sturz des großen Bruders, um den Untergang eines Regimes – Untergrundkampf, Guerillakrieg – kannst du dir aussuchen *g*


Zitat:

Begleiche deine ersten auferlegten Schritte,
verhauche, was im Wachen seine Blende bildet,
entfliehe allen strengen frommen Augenpaaren
und plane deine Rückkehr rücksichtslos im Blauen.

Zitat:


Z1: i.d.S., dass man die Spuren, die die Gesellschaft in einem hinterlassen hat, wieder auslöschen soll, denn hier wird von „auferlegten“ Schritten gesprochen, von der Gesellschaft angelegte Pfade, denen zu folgen abgeraten wird.
Z2: Forderung, dass man endlich mit offenen Augen durch die Welt gehen soll – nicht nur sehen, sondern begreifen soll, wie sie funktioniert
Z3: die strengen Augenpaare lassen mich in erster Linie an Eltern denken – diese Augenpaare sind wohl noch verblendet, fromm, leben streng nach Maßstab







Die ersten auferlegten Schritte,sind die ersten Ansätze der Revolution, des Kampfes für die Freiheit, der aber relativ schwer fällt, immer weiter wegzieht (die gebildete Blende), weswegen man sich vorerst zurückzieht, den strengen frommen Augenpaaren zu entgehen versucht (Wächter, Polizei, Spionen) - also in den Untergrund abtaucht – sprich…man versucht sich den Lämmern anzupassen, wie ein blöckendes Schaf alles so zu machen wie es die Norm will.


Zitat:


Z4: „im Blauen“ verbinde ich mit Freiheit und mit blau machen – also Abstand von der Arbeit.




Oder das blaue Blut, den Herrscher, Diktator – das rücksichtslos sollte grundsätzlich von der friedlichen Variante ablenken, die in diesem fal auch nicht möglich ist, denn es steht ein Straßenkamf bevor, der erst geplant werden muss und für den etwas durchgeführt werden muss, blaues Blut fließen muss um den Stachel zu setzen.


Zitat:


Verplane zielnah alles in den Ruhmeshallen,
vergolde deine Streiche, minder Hoffnungsschimmer
und kämpfe, morde deine eig’nen Ideale,
um Freiheit dort zu fühlen, wo die Stachel sitzen.
Zitat:


Z1: die eben angesprochene Planung ist im Grunde (gesellschaftlich gesehen) eine Verplanung, kurz vor Erreichung des Ziels, soll schlappgemacht werden, um
Z2: die Streiche, zu vergolden. Das verstehe ich nicht ganz, soll Rache an der Gesellschaft geübt werden, indem man sie linkt? Sie wird das gewollte Scheitern einer Einzelperson wohl kaum registrieren, oder wird doch auf Eltern Bezug genommen? Der Hoffnungsschimmer würde dafür sprechen, wenn es die Hoffnung der Eltern wäre (dass aus ihrem Kind was Anständiges wird), die hier gemeint ist.
Z3: Hier können nur die alten, abgelegten Ideale gemeint sein, die nach dem jetzigen Durchblick (die Blende ist ja weg), bekämpft werden sollen.







Die Ruhmeshallen sind ausschlaggebend für den ersten Vers – wer kommt in die Ruhmeshallen – grundsätzlich mal Helden, doch unser lyrisches Ich stellt sich selbst als Antiheld dar, als Freiheitskämpfer, der sein Leben bereits aufgegeben hat um seine Ideale durchzubringen. Die vergoldeten Streiche sind Aktionen gegen das Reime, die durchgebracht wurden, der verringerte Hoffnungsschimmer bezieht sich auf die Hoffnung der anderen, dass die Anschläge und Angriffe bald aufhören. (Kurzfassung: Auftauchen – Angreifen- Untertauchen). Jedoch um seien Ideale durchzubringen, muss er sie vorerst einmal kurzzeitig aufgeben – denn er muss den Kern finden, den letzten entscheidenden Angriff planen – und sich dafür zurückziehen und seien Wünsche (die Freiheit) kurzzeitig zurückstellen.


Zitat:


Verzichte niemals auf den aufgesetzten Frieden
-so ruhig, bis die Bomben innerlich zerplatzen-
und warte bis das Nebelhorn die Schleier öffnet
um letztlich jenen Aufruhr endlich durchzubringen.
Zitat:


Nach Außen wird das Leben fortgeführt, während man innerlich auf einem Pulverfass sitzt, dass sich irgendwann entzünden wird. Diese Strophe plädiert für passives Warten auf die befreiende Explosion und zeigt mir am Deutlichsten, dass das alles wohl nicht Ernst gemeint ist. Ich lese Sarkasmus und Zynismus aus den Zeilen (was mir gefällt), v.a. weil im Gegensatz zur vorherigen Strophe nun nicht mehr auf das Kämpfen (Bekämpfen), sondern auf das Ausharren gepocht wird.






Hier wird auf das Ausharren gepocht, richtig…jedoch wartet man nur auf den richtigen Moment, jenen Augenblick, das Nebelhorn, um den entscheidenden Angriff durchzubringen. Die inneren Bomben sind die Zellen, die bereits n die Regierung eingeschleut wurden, die bereits kleine Sabotageversuche unternommen haben und die Bombe somit gezündet haben – und diese Bombe ist es, die den Aufstand zum Erfolg bringen wird.

Grundsätzlich muss ich aber sagen: ich hab das Gedicht geschrieben als ich wieder mal meine Ill Nino und RATM – Phase hatte und deren Songs haben grundsätzlich irgendwie die Thematik des Freiheitskampfes.

Danke fürs Lesen
Lg Kamelot

nach oben


Besucher
0 Mitglieder und 6 Gäste sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Christian87655
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220 Themen und 61619 Beiträge.

Heute waren 0 Mitglieder Online:

Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53).