#1

Lyrik für Loser II

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 24.05.2006 22:52
von kein Name angegeben • ( Gast )
Viele Wege führen für den jugendlichen Männlichen zum Herzen, oder besser zum Schoß einer Frau. Der Königsweg ist sicherlich ein charmantes Wesen gepaart mit einem ansprechenden Äußeren, dann wird in der Regel die Balz zum Kinderspiel, der erste Paarungsakt stellt sich fast von selbst ein.
Doch was soll der gerade geschlechtsreif gewordene Jüngling unternehmen, der die oben genannten Vorzüge nicht besitzt? Ihm bieten sich auch eine Reihe von Möglichkeiten, er kann sich exzessivem Drogenmissbrauch hingeben und versuchen, als Pete Doherty seine Kate Moss zu finden – der Erfolg dabei ist allerdings so zweifelhaft, wie die Ruinierung der Gesundheit gewiss ist. Einfacher ist es da, eine Punk-Band zu gründen und sich mit 3 Akkorden von Auftritt zu Auftritt und hoffentlich irgendwann mal zu einem Groupie zu hangeln. Doch auch das birgt gewisse Gefahren, ist doch der verpickelte Pimpf selten selbstsicher genug, um einen Bühnenauftritt ohne Peinlichkeiten hinzulegen.
Manch ein Jugendlicher mit ein bisschen Sprachtalent, der allzu lange schon oversexed and underfucked ist, überlegt sich irgendwann, ob nicht das Dichten der Schlüssel zum Trutzburg des weiblichen Geschlechtes ist. Er erinnert sich daran, dass Jean-Paul Sartre trotz seiner abgrundtiefen Hässlichkeit es geschafft hat, diverse Geliebte zu haben und dass den vom Seelenschmerz gepeinigten Lyriker immer ein gewissen Sex-Appeal umgibt. Dabei vernachlässigen sie allerdings zumeist sträflich, dass sie erstens nicht Jean-Paul Sartre sind, sondern überwiegend gelangweilte pickelige Jungs, für die die tägliche Masturbation über den Reizwäschekatalog den Höhepunkt des Tages darstellt, sodass sich die eigenen Schriften und Dichtungen auch so lesen wie die Ergüsse eines Teenies, dessen Vorstellungen von Liebe & Sexualität mit Gina Wild 1-7 anfangen und enden – wie sollte es auch anders sein, denn damit sie etwas Vernünftiges schreiben, müssten sie etwas erleben, worüber sie schreiben könnten (und um das zu erleben, wollen sie dichten -: ein Teufelskreis). Der zweite Punkt, der oft außer Acht gelassen wird, ist, dass das geile Lyrikluder, das sich nackt im Bett räkelt und dabei französische Expressionismusgedichte aus dem Kopf rezitiert, nur in den feuchten Träumen alleinstehender Dichter vorkommt, denn zumeist sind die weiblichen Antipoden des obengenannten Typus ziemlich hässliche Bratzen, nicht unähnlich ihren männlichen Gegenstücken.
Es sollte daher auch dem schwanzgesteuertsten Poeten klar werden, dass wer dichtet vielleicht ein Loser ist, aber dass der, der dichtet, um zu vögeln, auf jeden Fall ein Vollidiot ist.

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#2

Lyrik für Loser II

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 24.05.2006 22:53
von kein Name angegeben • ( Gast )
Ich habe mir hier Mattes' eingängigen Titel geklaut, da dieser mich erst auf die Idee zu diesem Versuch gebracht hat und ich mir zum anderen vorstellen könnte, das "Lyrik für Loser" eine eigene Themenreihe werden könnte. Wenn Mattes etwas gegen diesen kreativen Klau hat, änder ich's natürlich.

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