#1

Der Stille

in Gesellschaft 27.09.2009 15:39
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Der Stille

Er war ein stiller Mann, der Sepp,
nur keiner fragte, wie ihm war.
Weil er stets gerne alles teilte;
war er beliebt und gut bekannt;
sein Name wurde kaum genannt.
Als dann das Schicksal ihn ereilte,
bedauerten es viele zwar:
Wie schade, doch er war ein Depp.

zuletzt bearbeitet 09.10.2009 12:29 | nach oben

#2

RE: Der Stille

in Gesellschaft 01.10.2009 13:16
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallöchen, Joame Plebis!

Über Seppen und Deppen gibt's Vieles,
aber ein Tepp ist mir unbekannt.
Was oder wer ist das?
In Z7 ist "viele" doch Subjekt, also m.E.
groß zu schreiben (nach Vorreformregeln).


Hastanirwana
GHEG
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#3

RE: Der Stille

in Gesellschaft 01.10.2009 18:53
von Grille (gelöscht)
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Oh, der arme Kerl hieß also Sepp Tepp!

Hallo Joame Plebis,

das "nur" im 2. Vers wirkt auf mich etwas unmotiviert. Wie wäre es, wenn man es durch ein schlichtes "den" ersetzte?
In V5 verstehe ich nach den Vorreden in V3 und 4 nicht so ganz, warum sein Name kaum genannt wurde, wer bekannt und beliebt ist, ist meist in aller Munde.
Der Schlussvers ist - verzeih - meiner Ansicht nach ein wenig plump. Natürlich könnte man - mit etwas Fantasie, unter Berücksichtigung des ansonsten wenig logischen 5. Verses und wenn man unbedingt will - daraus schließen, dass all die Beliebtheit nur vorgetäuscht war, so ein richtiger Knaller mit Aha-Effekt entsteht aber noch lange nicht, nicht mal durch das T im Deppen.

LG, Grille

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#4

RE: Der Stille

in Gesellschaft 03.10.2009 17:08
von Primel (gelöscht)
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Zitat von gheggrun

aber ein Tepp ist mir unbekannt.


Dafür aber kennt ihn mein Duden (Ausgabe 1947), der ihn als mundartlich bezeichnet, hingegen den Depp als oberdeutsch. Wir sollten jedoch nicht solche Teppen sein, dass wir uns selbst als Deppen hinstellen, weil wir weich und hart trennen wollen!

Ich finde auch die "vielen" kleingeschrieben korrekt, wie z.B. "mancher". Aber das sollte nicht den Staub bei den Sprachreformern aufwirbeln lassen.

Ob dies wichtig ist, weiß ich nicht, doch ich musste ein wenig an die Zeilen "she dwelt among the untrodden ways..." (http://en.wikisource.org/wiki/She_Dwelt_..._Untrodden_Ways) denken, und mir den Schlussvers in verschiedenen Varianten vorstellen, da das "doch" abwertet, wenn man den Teppen nicht, wie es in Österreich zutreffen könnte, im Sinne von "gutmütig" verstehen will.

Ich sehe es so und finde diesen kleinen Text gar nicht so unbedeutend, wie er vielleicht auf Grund der verspielten Reimereien im ersten Augenblick wirkt.

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#5

RE: Der Stille

in Gesellschaft 04.10.2009 20:56
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Joame,
mir gefällt der Tepp auch, weil ich ihn psychologisch stimmig finde, als eine stille
Gestalt, die sich hinter Gutmütigkeit zurückzieht. Wahrscheinlich lernte ihn
niemand wirklich kennen; vielleicht machte er sich nicht einmal selbst die Mühe.

Das Urteil über ihn klingt für mich nach: "Everybodys darling is everybodys fool".
Andererseits kann man wieder umdenken und sich sagen, vllt war er auch weise.
Letztlich bleibt offen, was alles gemeint sein kann. Die Zeilen haben mehr Tiefgang,
als auf den ersten Blick zu vermuten war. Da schließe ich mich dem Vorschreiber
an. - Mit Rechtschreibung habe ich es seit der letzten Reform nicht mehr so.
Viele Grüße mcberry

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#6

RE: Der Stille

in Gesellschaft 05.10.2009 21:35
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Den Lesern danke ich für die außergewöhnlich reichliche Rückmeldung. Speziell Primel und Mcberry danke ich sehr! Es macht mich nahezu beschämt, , Eure Zeit beansprucht zu haben.
Primel und Mcberry haben mir mir voll bestätigt, daß herauslesbarer Tiefgang vorhanden ist. Primel, der sich auch wissenschaftlich engagiert,
hat sogar den, (oder auch ältere) Duden bemüht und die Schreibweise von Depp oder Tepp (österr. nur so) klargelegt.
McBerry hat voll erfaßt, worum es geht, wodurch auch er sich selbst auszeichnet. Es ist Euch hoch anzurechnen, Ihr habt mit Gedanken gelesen.
Fasziniert hat mich besonders die Aussage von Mcberry mit '...war er auch weise.' Das bezeugt mir, er ist nicht über die Reime hinweggehuscht.

Freundliche Grüße von Joame

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