#1

zeitzeugen

in Gesellschaft 08.10.2009 13:20
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

wenn später einmal über den beginn
des neuen jahrtausends berichtet wird,
erinnert sich sicher kaum jemand an uns,
die wir in dieser zeit lebten und litten.
über finanzkrisen und kriege wird man lesen,
vielleicht vom ersten mensch auf dem mars.
und doch hatten wir bedeutende namen,
wie freie meinungsäußerung in china,
recht auf religiöse entfaltung in tibet
oder den wunsch nach frieden in uganda.
doch so sehr wir die finger auch hoben,
sie warfen zuwenig schatten im licht
einer unbarmherzigen sonne.

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#2

RE: zeitzeugen

in Gesellschaft 09.10.2009 20:26
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Guten Tag, perry!

Mit 13 Zeilen oder vier Sätzen kann gar nicht auf die dringensten Themen eingegangen werden. Jene, die Dich offensichtlich sehr berührten, wurden erwähnt.
Ein umfangreiches Thema mit vielen Perspektiven, wovon Du eine wähltest. Konfrontiert mit der Vergänglichkeit wird der Vorausblick versucht, wie einmal ein Rückblick aussehen könnte. Er ist knapp gehalten, kann gar nicht anders als subjektiv sein.

Der eigentliche Aussage ist der Hinweis in einem Satz, wie wichtig doch die freie Meinungsäußerung in China, Recht auf religiöse Entfaltung in Tibet oder der Wunsch nach Frieden in Uganda sind. Diese Punkte stehen auch für unzählige andere, die logischerweise nicht alle aufgeführt werden können.

Zugleich wird darauf hingewiesen, daß die Finger, wie sehr sie auch gehoben wurden, zu wenig Schatten warfen. (So gesehen, vermeine ich zu verstehen, wenn die Sonne als unbarmherzig bezeichnet wird.)
Bewußt kurz gehalten, konnte nicht auf Unvernunft eingegangen werden, die sich widerspiegelt in den vielen Kriegen - oder auf die Gier, der die Umwelt geopfert wird.

Die Intention verstehend, deckt sich die Ausführung nicht mit meiner Erwartung für dieses Thema, in dem kein Platz blieb, Hintergründe aufzuführen, welche Folgen die erwähnte religiöse Entfaltung beinhaltete und wie sie mit der Innenpolitik eines derart großen Reiches zu vereinbaren wäre. Weitergehend konnte auch nicht der Einfluß der vielfältigen Religionen betrachtet werden und der Fundamentalismus, die eng im Zusammenhang mit den Kriegen stehen.

Vielleicht als gleichwertiges oder hauptsächliches Anliegen des Schreibers muß ich in Betracht ziehen, er wollte die Ohnmacht des Rufers in der Wüste zum Ausdruck bringen, wie berechtigt sein Ruf/Hinweis/die erhobenen Finger auch sein mögen.

Der Aussage kamm grob zugestimmt werden; sie kann als gedanklicher Anstoß für manche gesehen werden, war sicher nicht als philosophische Betrachtung gedacht. Es stellt für mich eine kurze Aussage mit ernstem Hintergrund dar, die für meine Vorstellung zu knapp und oberflächlich ist. Vermutlich war es so gewollt.

Mit Gruß
Joame

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#3

RE: zeitzeugen

in Gesellschaft 09.10.2009 21:58
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi, perry,
und wenn uns zukünftige Generationen (in einer schöneren, besseren Welt der
umweltfreundlichen Hochtechnologie und humanen Zivilisation natürlich) nur als
müllproduzierende Dreckschleudern ansehen? Vandalen, die leere Phrasen lesen,
mit schwarzer Tinte auf holzhaltiges Zeitungspapier gedruckt, das hochgehobene
Finger zuvor verschmierte. Erpicht darauf, das Zerstörungswerk, das ihre Terra
ruinierte, auf dem Mars fortzusetzen, aber zum Glück zu blöd dazu? Gruß mcb

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#4

RE: zeitzeugen

in Gesellschaft 10.10.2009 11:40
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Joame,
so ist es, Lyrik drückt eher ein Gefühel wie Ohnmacht, Enttäuschung oder Hoffnung aus, als dass es Abhandlungen über weltpolitische Probleme schreibt.
Danke für dein Abwägen und dein Verstehen.
LG
Perry

Hallo mcb,
ob und wie künftige Generationen uns einst sehen werden, wissen wir nicht. Wir können nur hoffen, dass wenigstens sie erkennen wo wir überall versagt haben und vielleicht daraus lernen.
Danke für deine Sicht und LG
Perry

zuletzt bearbeitet 10.10.2009 16:05 | nach oben


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