#1

staben; Wort

in Philosophisches und Grübeleien 24.01.2012 13:04
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

staben

Blatt weiß wo deine staben wanken
um sich zu neuem wort zu klammern
vokal will konsonant umranken
kein klingend vers will leserjammern

Kalliope kalligraphie
kaleidoskopisch zeilenreigen
chinesisch hingetuscht wie die
auf alten seidenbildern zeigen

Was hinter zeichen sinnend trachtet
geschichten lyrisch zu erzählen
will längst vergangnes neu beachtet
eswareinmal mit heut vermählen

Ists nicht vermächtnis von den dingen
die menschen einst wir jetzt bewegten
heut hören wir noch lieder singen
von lange schon ins grab gelegten

Als ob im tanz sie und umschwebten
blatt weiß sie sind vom abgelebtem

Alternative Schlußzeile:
blatt weiß was ihre seelen webten

........................................................................................

Wort

Das Wort, es gilt der Unterhaltung,
weit mehr der Kunst, sich auszudrücken,
ein jeder mag sich mutig pflücken
die schönste Wörterausgestaltung.

Doch noch mehr gilt: es zu verstehen
was einer meint, Sinn zu vermitteln
und nicht Motive zu bekritteln,
die unbewußt von selber gehen.

Wer ständig nur den Mangel findet,
verdreht, was anders meinend einend
der liebt den Nörgler, ständig greinend,
die Freundlichkeit in Fesseln bindet.

Drum lese sorgsam, mit Bemühen
was einer schreibt, gefühlt beim Denken,
denn was er fühlt beim Verseschenken,
läßt Neigung, Empathie erblühen.

Die Sprache ist ein mächtig Wesen,
und findet selten kluge Ohren,
die meisten hören, bleiben Toren,
als würden sie die Zeitung lesen.

Das Schreiben dient dem Überbrücken,
der Fremdheit Sicherheit zu spenden,
sich mit dem andern zu verwenden,
um mit Verständnis zu beglücken.

Denn in geübten "Dichterkreisen",
wo alle Sprache übend brauchen,
muß sich kein Hirn noch Herz verstauchen,
fährt jeder mit auf weiter Reise.

So wird Distanz leicht aufgehoben,
man kommt und geht als gänzlich andrer,
irrt nicht umher als Einsamwandrer,
so scheint es, läßt sich Wörter loben.

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#2

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in Philosophisches und Grübeleien 25.01.2012 12:04
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

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zuletzt bearbeitet 15.01.2019 21:10 | nach oben

#3

RE: staben; Wort

in Philosophisches und Grübeleien 25.01.2012 13:04
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Zitat
So wird Distanz leicht aufgehoben,
man kommt und geht als gänzlich andrer,
irrt nicht umher als Einsamwandrer,
so scheint es, läßt sich Wörter loben.



Hi alle beide,

Bin auch schon dran an dem Text, brauche aber wegen langsamer Verarbeitungsgeschwindigkeit immer länger.
Die letzte Strophe ist mein Favorit und käme auch als Blog in Frage für die Laut Metier Seite. Nur die Z4 stößt
mit "läßt sich" und "Wörter" Einzahl lobt Mehrzahl an grammatische Grenzen.

Vllt Dichtung statt Wörter oder so? Ideen? Gestabte Grüße mcberry

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#4

RE: staben; Wort

in Philosophisches und Grübeleien 26.01.2012 11:04
von munk (gelöscht)
avatar

hi otto,
mir gefällt deines, auch im feinem kontext von staben und wort. dein staben, das wohl jeder hier im jetzt und gestern kennt, ich hör hildebrand- und waltharilied, tristan und isolde, und vieles mehr; merke aber auch meine begrenzheit sprache, die sprache des andern, ganz und gar zu verstehen, aber wer vermag das schon. deine texte verlangen aufmerksames lesen.

mir gefällt dies, weil diese zeilen für mich, die widerstäblichkeit allen seins, schwere und leichtigkeit des vergänglichen und des menschlichen gebärens und gebarens, aber auch den weißen seelenborn als alternative möglichkeit, als eine art archetypus der unschuld, erzählerisch, mit der weisheit der alten, walten lassen. (feine spiegelung)

Als ob im tanz sie und umschwebten
blatt weiß sie sind vom abgelebtem

Alternative Schlußzeile:
blatt weiß was ihre seelen webten

gern gelesen
der munkel

zuletzt bearbeitet 26.01.2012 11:15 | nach oben


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