atacama

hinter der ebene mit den llamas
die hoch über die dürre aufs meer blicken
ziehen sanft drohend rauchwölkchen
aus dem kegelberg und der
boden zittert unter den sohlen

in ponchos gewickelt
verkaufen sie
hellhäutigen touristen
farbige bänder

nur selten besuchen jene
die mineralisch bunten münder
der geysire unter den dampfschwaden
im kalten licht

und in den tagebauten
suchen sie immer noch
nach dem violett des jods
und dem rostbraun der kupfererze
obwohl der blick der spiegel nur den sternen gilt

Hallo Hannes,

es ist ganz schön gemacht, eine Gedicht über Chile, aber es wirkt brav wie eine Hausaufgabe mit einer
Aufzählung ziemlich vieler landestypischer Eigenschaften. Du kriegst bestimmt eine Eins und viel Lob.

Um die Sache ernst zu nehmen fehlt mir so etwas wie ein tragender Gefühlseindruck. Selbst der Ausblick
auf die Sterne am Ende nach einem unmotivierten "obwohl" kommt unvorbereitet, weil am Anfang noch im
hellen Tageslicht die Rauchwölkchen aufsteigen.
Ich sage ja nicht, daß es mir nicht gefiele, aber du hast deine Meßlatte schon lange deutlich höher gehängt.
Grüße von Yaya

hi hannes,

die hier auch wörtlich zu nehmende unterhöhlung der grundlagen und dieser allgegenwärtiger
ausverkauf von kultur, das kommt zum tragen in deinen zeilen. ehemals waren das bunt geknüpfte freundschaftsbändchen, für die jetzt ein preis festgesetzt wird. auch das sinnstiftende aussage.

in den zeilen kann ich lyrisches potential entdecken. vllt noch ein kleiner kick wünschenswert. aber
wenn wir jedesmal auf den musenkuss warten wollen, schreiben wir bald nichts mehr. bis neulich stray

hallo yaya, hallo stray,

es ist ein - ruhiges gedicht :), aus der erinnerung geboren. in der rückschau entwickelt sich ein beschaulicher ton, fern der dramatik, deskriptiv.

ein kick soll das gar nicht haben, für mich jedenfalls nicht.

das obwohl: es beleuchtet den gegensatz der bergbautätigkeiten um des schnöden mammons willen zu den auch in den randgebirgen der atacama angesiedelten grossen spiegelteleskopen, deren zweck sicherlich nicht das geldverdienen ist.

es grüßt
der.hannes