1. Sonett


Halb blöße, liegt sie auf dem bett, und ihr gesicht
Bleibt unsichtbar zur wand gedreht, das bild grellweiß.
Dann dieser mann, las er gerade ein gedicht
Von Rilke? Der betrachter dieses zimmers weiß

Nichts von den beiden menschen, was sie je verband.
Ein leeres rechteckzimmer, wo selbst mücken fliehn:
Zwei fremde ein gedanke, den er schauend fand,
Und vor dem fenster draußen möven, die nicht ziehn.

Hauseinsamkeit ein käfig, fenster ohne glas,
Ein stummes lied, das unter einer decke hängt,
Und wo er schaute, wo der maler sich vermaß:
Gefühlestau, von müden seelen kalt durchtränkt.

Die hölle tönt so lässig, schmückt sich mit gewalt,
Wo stumm entsetzen von den nackten wänden hallt.

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2. Sonett

Kein meer. Der himmel ohne möven, leer
Vergraut. Ein zimmer,wo sich bleie staut,
Als hätte einer Hopper´s farbenmeer
Mit depressionen möbel leer verbaut.

Da liegt die frau, beschläft sie diese wand?
Ein mann mit einem buch sitzt schweigend vor
Auf einem bett mit lilafarben. Unbekannt
Bleibt anderes, es kommt so leicht nicht vor.

Ein fremder ort, wo sich kein wesen wehrt.
Die zwei, verwohnt in trauter einsamkeit
Verklebtes pech, das ihre stille nährt,
Nur licht und farben zeigen sich befreit.

Er schaut gelassen auf das Hopperbild,
Da scheint die grelle sonne seltsam mild.

otto, das ist ja genial.
ohne hopper zu kennen, lasse ich nur deine wortgewandten zeilen auf mich wirken:
ein stummes lied, das uner einer decke hängt, hauseinsamkeit, verwohnt...

in einmaliger art beschreibst du hier eine beziehung, die sich überlaufen hat mit hilfe der beschreibung des bildes.
so subjektiv wie jemand ein bild aufnimmt, so subjektiv empfunden scheinen auch die verse.
sie zeigen jedoch eine fast alltägliche situation, wo sich menschen von der leidenschaft abgewandt dem alltäglich trott des erkaltens zugewandt haben.
im zweiten sonett löst sich die sitiation für den protagonisten dann auf. bei ihm ist es nicht so. die sonne scheint mild.

sicherlich ist es etwas beonderes, wenn eine lange beziehung nicht so verwohnt, um mal im ausdruck zu bleiben. das kann jeder als größtes glück empfinden.
mir scheint, da haben wir ja beide glück gehabt- zwinkern
und lg von koko +++++ für dieses werk!

Ja die Wüsten. Es freut mich, liebe koko, dass ich Dir das Bild zeigen konnte. Du kannst es im Internet finden. Ein Maler malt nach, ein Poet schreibt nach, was er sieht und fühlt. Wichtig ist mir die Form geworden, Form, die den Inhalt fassen kann. Das ist harte Arbeit. Du hast mich ja gelehrt, danke dafür.

Uns schwankt der boden, wurzeln alter bäume obenauf
So fremde kleider. Wo stämme in den boden steigen,
Ein amoklauf. Wo ist das ziel? Der weg zum oberlauf
Die silberwasser zerrissner saiten... waren geigen.

Danke für Dein Lesen,
Ich freue mich für Dein Glück,
otto.

auch dieses kleine werk im kommentar, ist toll, lieber otto:
der himmel hängt voller geigen zunächst, dann sind die saiten bei vielen gerissen..
hast im moment wieder einen "guten lyrischen lauf" wie mir scheint...
schmunzeln von koko

Lieber otto,

das erste Sonett ist wunderbar. Wunderbar!! Zum Verlieben schön.
Zum zweiten sag ich nix.

Aber zum ersten will ich nichts zerreden, beschränke mich auf das Wunderbar.
(Nur in Z 4 ein Schreibfehler, es fehlt bei zimmer hinten das s).
Solche Gedichte machen mich richtig glücklich.

Danke und viele Grüße
Madame Bleibtreu

Danke den Kommentatorinnen.

Madame! Was würdest Du zerreden, wenn Du doch nur das zweite Gedicht angreifen würdest? Ich freue mich besonders über Hinweise auf das Unzulängliche, Fehlende. Und ich möchte auch etwas Konkretes lesen, über das
Dir als das wunderbar Geltende. Was kommt Dir wunderbar vor? Schreibe es mir, damit ich es nicht aus meinen Augen verliere.

otto hat offenbar etwas Wunderbares geschrieben, und er weiß nicht, was es der Madame bedeutet. Dem kann doch abgeholfen werden.

Gruß otto.