#1

Zeitgenössisches

in Gesellschaft 01.01.2015 07:11
von Elektra | 250 Beiträge | 250 Punkte

Ein Gedicht, geschrieben
in der ersten Nacht des Jahres. Raketen
knallen, vorzüglich geeignet, unsere Leere
zu verdecken.

Die Großstadt nach irrigem Rausch,
ihre alten Toten ruhen im Sande des
Erinnerns, wir treten auf sterbliche Reste.
Tote vollbringen keine Wunder, und die
Lebendigen sind ungeboren. Meine Hoffnung
ist minimal.

Dunkel drückt der Himmel
auf steinerne Leiber, das Gros der Stadt schläft
ohne Geheimnis. Von Künftigem will es
nichts wissen, rastlos geschäftig,
hat es sein Sterben verklärt.

Ich übertreibe nichts, vermute nichts,
entspreche keinerlei Erwartungen.
Die Schwerkraft der Stunde lastet auf mir,
alternativlos, sie besetzt ihren Platz.
Er steht ihr zu.


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#2

RE: Zeitgenössisches

in Gesellschaft 02.01.2015 10:15
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi Elektra,

die erste Stunde nach Mitternacht hat etwas Magisches, nicht wahr? Zumal sie ein neues Jahr eingeläutet hat.

Mit der ersten Metapher - Raketen verdecken wenig, aber der Lärm eines Abschusses übertönt so ziemlich Alles -
tue ich mich schwer. Dann findet die Beschreibung eine lyrische Hochsprache, die ich zu schätzen weiß. Der Sand
des Erinnerns wäre ein eigenes Gedicht wert. Und die Lebenden sind ungeboren. Die dritte Strophe nimmt einen
Bezug zum Zeitlichen auf: Rastlose Geschäftigkeit interpretiert als Vermeiden/Verhindern von Künftigem. Hat was.
Wieviel Schwerkraft steht der Stunde zu? An der physikalischen Notwendigkeit vermögen wir nicht zu rütteln.
Gerne gelesen. HG - mcberry.

zuletzt bearbeitet 02.01.2015 10:16 | nach oben

#3

RE: Zeitgenössisches

in Gesellschaft 02.01.2015 13:43
von yaya (gelöscht)
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Frohes neues Jahr, liebe Elektra,

welches du mit einprägsamen Zeilen eröffnest. Der Text nimmt den Leser gefangen und wirft Fragen auf.

Meine Vorstellungskraft stolpert über einige Bilder: Was ist denn das Groß einer Stadt?
Personifizierte Masse? Bedingt es sich doch innerhalb der Dimension Zeit und hat sein Sterben verklärt.

Wie entspricht ein LI keinen Erwartungen? (Zumindest hat es sich einem Netz auf Deutsch mitgeteilt.)
Ohne Übertreibung oder Vermutung besteht berechtigte Hoffnung, daß der Text gerne gelesen wird. Grüße von Yaya

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#4

RE: Zeitgenössisches

in Gesellschaft 03.01.2015 04:08
von Elektra | 250 Beiträge | 250 Punkte

Lieber mcberry,

ein angenehmes neues Jahr wünsche ich dir und allen unseren Lesern. Nein, ich habe nicht geschrieben, Raketen überdecken alles, sondern

... Raketen
knallen, vorzüglich geeignet, unsere Leere
zu verdecken.

Ist das verständlich?

Danke fürs Reinsehen und Kommentieren, und schönen Gruß

Elektra


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#5

RE: Zeitgenössisches

in Gesellschaft 03.01.2015 04:13
von Elektra | 250 Beiträge | 250 Punkte

Liebe yaya,

auch dir einen lieben Neujahrsgruß. Das Gros meint die übergroße Mehrheit, die Hauptmasse. Das Wort kommt aus dem Lateinischen, Französischen.

"Ich entspreche keinerlei Erwartungen" meint: Ich rede niemandem zum Munde.

Jetzt alles klar? Dankeschön für deine Beschäftigung mit dem Text und dem Nachhaken.

Ciao, Elektra


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zuletzt bearbeitet 03.01.2015 04:14 | nach oben


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