#1

Ich aber schlafe alleine / ἔγω δὲ μόνα κατεύδω // Sappho

in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 24.02.2017 08:29
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

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Ich aber schlafe alleine / ἔγω δὲ μόνα κατεύδω // Sappho (ca. 622 - 570 v. u. Z.)



In Beschlag genommen wurden bereits Luna,
die Plejaden. Inmitten der Nacht
gleitet die Deutung der Stunde,
ich aber schlafe alleine.




ἔγω δὲ μόνα κατεύδω / Ψάπφω / Psapphō


Δέδυκε μὲν ἀ σελάννα
καὶ Πληίαδες· µέσαι δὲ
νύκτες, πάρα δ᾿ ἔρχετ ὤρα·
ἔγω δὲ μόνα κατεύδω

(Altgriechisch / äolischer Dialekt)

Déduke mèn a selánna
kaì Pläïades . mésai dé
núktes, parà d’ érchet’ hora,
égo dè móna kateúdo.


.

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e-Gut
zuletzt bearbeitet 26.02.2017 09:14 | nach oben

#2

RE: Ich aber schlafe alleine / ἔγω δὲ μόνα κατεύδω // Sappho

in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 24.02.2017 17:00
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Sehr elitär, Alcedo,

aus dem Altgriechischen zu übersetzen. Die sprachlichen Nuancen sind kaum übertragbar.
Z1 In Beschlag bzw. Besitz oder nur eingenommen? Echt mit Hammer und Nägeln ran an den Mond?

Z 1/2 Dem unbedarftem Leser wird die Aufzählung schwer: "Luna, /die Plejaden." Weil ein "und" fehlt.
Es liest sich ähnlich wie: Sappho, die Dichterin. Aber unser Mond wäre kein Teil des Plejadengestirns.

Z 3 Inmitten ruht oder schwebt es sich gut. Gleiten möchte was auch immer eher durch die Nacht,
denn geglitten wird irgendwohin; es beinhaltet eine Bewegung vorwärts- oder seit- oder rückwärts
durch den Raum. Ist "Deutung" die einzige oder beste Übersetzungsmöglichkeit? Ist hier die Form
gemeint, welche diese meine Stunde annimmt, ihre (persönliche) Gestaltung? Sag an! HG - mcberry

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#3

RE: Ich aber schlafe alleine / ἔγω δὲ μόνα κατεύδω // Sappho

in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 26.02.2017 09:08
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

hallo Mc

Sapphos Verse sind die wohl am häufigsten übersetzte Dichtungen der Antike. von den zig deutschen, englischen, spanischen, portugiesischen Varianten des obigen Vierzeilers die ich traf und las (am besten gefiel mir Schirndings Übertragung wie sie hier zu lesen ist: http://www.fixpoetry.com/feuilleton/krit...-schlafe-allein) hatte mich keine einzige hundertprozentig überzeugt. auch Schirndings Variante letztlich nicht, weil sie mir zu knapp und karg erscheint, weil ihr dabei alles Sinnliche abgeht. deshalb versuchte ich es selbst. dabei habe ich den Schwerpunkt auf flüssige Lesbarkeit & auf die beinhaltete Erotik zu legen versucht und dabei ein metrisches Muster verwendet welches die Antagonie zwischen unerreichbarem weiblichen Gestirn und dem schmachtenden lyrischen Ich möglichst untermalt. die letzte Zeile ist nicht auf meinem Mist gewachsen. sie ist in unzähligen anderen Übertragungen zu finden und überzeugte mich dermassen durch das daktylische Metrum, dass ich schlicht nicht darauf verzichten konnte.

zu Z1: „in Beschlag nehmen“ ist eine Redewendung, Mc, und hat heute nicht mehr viel mit dem früheren Beschlagen von Pferdehufen zu tun. aber das Zwischen-die-Schenkel-nehmen bei der Handlung selbst bleibt, unbestreitbar, nicht wahr? jedenfalls, intendiert habe ich hier hauptsächlich, die, dieser Redewendung innewohnende, Vereinnahmung.

zu Z1/2: bei der Aufzählung erschien mir der Zeilensprung dazwischen sehr reizvoll und die metrischen Zäsuren die sich dabei ergeben. da verzichtete ich glatt auf jedes Bindewort. Luna und die Plejaden sind unerreichbare weibliche Antipoden am Nachthimmel. dem schmachtenden lyrischen Ich verschwinden sie nach und nach mit der Ekliptik aus dem Blickfeld, jede der sieben bis neun Plejaden einzeln womöglich. es handelt sich also im Ganzen um 9 (oder mehr) Sehnsuchtsmotive, die da wären: Selena, Alkione, Electra, Maia, Merope, Taygeta, Pleione, Celaeno, Asterope.

zu Z3: das Gleiten brauchte ich wegen Ekliptik u n d Erotik. wegen des Wortes „Deutung“ (in Verbindung mit der „Stunde“ habe ich am längsten mit mir gerungen (bald zwei Jahre). weil ich glaube, dass es mir aus einem Gedicht Bindings in die Quere kam, das ich in der Zeit las und nicht mehr vergessen konnte aber wollte: „Spruch für eine Sonnenuhr“ aus der Insel-Bücherei Nr.475. ich hatte den Text die ganze Zeit auf meinem Schreibtisch liegen und zig mal umgeschrieben bis ich mich endlich zu obigem Ergebnis durchrang.

Danke für deine Rückmeldung. mögen die Leser entscheiden ob mir gelang was ich beabsichtigen wollte. weiteres Feedback dazu wäre mir wichtig.

Gruß
Alcedo

edit:
habe es oben in Umschrift ergänzt


e-Gut
zuletzt bearbeitet 26.02.2017 09:50 | nach oben


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