#1

Putz

in Liebe und Leidenschaft 13.08.2012 15:29
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Gestern, verzeih mein täubchen,
wischte ich flüchtig, dich weg,
warst grad nestflügges stäubchen,
störtest mich, ein kecker zeck.

Heute ergebe ich mich
zärtlich, deiner sonnenhaut,
inwendig duftest du, wich
das fremde, blüht was mir blaut.

Sommer, der unsrer tiefen,
wärmt unsre schilfe, grüße
mir, die uns heftig riefen,
geliebte, quellensüße.


................................................................................................

Dieses Gedicht ist der Versuch nach dem Vorbild celan´scher Zeilenumbrüche zu schreiben.
Gruß otto

zuletzt bearbeitet 13.08.2012 17:37 | nach oben

#2

RE: Putz

in Liebe und Leidenschaft 16.08.2012 16:06
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Guten Tag, Otto,

der "Putz" ist ein schillernd ambivalenter Titel, weil das Wort zunächst etwas Schmuckes assoziieren läßt,
dann aber tatsächlich geputzt wird. Doch nimmt ein quellensüßes LD den schmückenden Bezug wieder auf.

Grammatische Irritationen in Z3 und 4( dem nestflüggen ein stäubchen? Ist nicht ein gerade nestflügges
Staubteilchen gemeint?) liegen nicht an den eher gelungenen Zeilenumbrüchen. Das LD wird mit einer Taube,
dem Stäubchen, und diesem kecken Zecken sehr wechselhaft beschrieben.

Was gefällt hinterläßt einen bleibenden Eindruck: vom wegwischenden, sich sträubenden LI zur Hingabe
fließen die Rhythmen. Metrik wechselt zwischen zwei - und dreihebigen Versmaß, was schließlich erlaubt ist.
Die mittlere Strophe füllt mit einer inneren Qualität den Kontakt, der den tiefen Sommer einleitet/ermöglicht.

Auf den zweiten Blick bieten die Zeilen mehr Inhalt als auf den ersten. Gerne gelesen - mcberry

zuletzt bearbeitet 16.08.2012 16:08 | nach oben

#3

RE: Putz

in Liebe und Leidenschaft 16.08.2012 16:56
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Lieber mc!

Zeile 3: hier ist gemeint, dass der Protagonist die ihn " Anhimmelnde" für zu jung hält, um sich auf sie einzulassen.
Zugleich wird in der Zeile die mangelnde Empathie selbstkritisch aufgezeigt.
Zeile 4: jetzt wird erklärt, warum der Protagonist die ihn " Anhimmelnde" als " zu leicht " befindet: er verweist darauf,
dass sie noch zu jung ist( nestflügge).

Die Zeile 5: Die " Anhimmelnde"hat den Erwachsenstatus erlangt, er läßt sich auf sie ein.

"Putz", bezogen auf den Staub, meint also das Ignorieren der Begehrenden bis zur Zeit ihrer Reife. Bis dahin bleibt es Täubchen, ein Stäubchen. Doch immerhin lästig und beharrlich wie eine Zecke.

In der dritten Strophe wird aufgelöst: die beiden haben sich gefunden ( also kein " Sah ein Knab ein Röslein stehn").

Danke für das verwendete Einlesen, lieber mc.

Gruß otto in das Wochendende.
Zeile 4:

zuletzt bearbeitet 16.08.2012 16:59 | nach oben


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