#1

unter der asche

in Gesellschaft 26.12.2015 12:14
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte


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in den echokammern
....zwischen ihren ohren
........hallen nur parolen ihres hasses
und sie lallen
....ihre ängste
und ihre gier
....zu brennen
....und zu morden
........was ihnen fremd ist
schüren sie
....unter der asche
........ihres verstandes

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und ihre gier (in der ersten version)

zuletzt bearbeitet 23.01.2016 16:33 | nach oben

#2

RE: unter der asche

in Gesellschaft 27.12.2015 15:09
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Hannes,

diese Verse hallen knapp, eingängig und wortgewaltig.
In der Mitte waren mir der Artikel und Pronomen etwas viele: 5 ihr/e/s. Das kriegst du noch besser hin.
Wie wäre brandgierig zu morden was fremd scheint? Aus Angst vor dem eigenen Abgrund, fällt mir ein.
Z 11 sollte es nicht heißen: schüren sie die asche ihres verstandes?
Was immer noch voraussetzt, das es da etwas zu verbrennen gab. Hochmorbide Feiertagsgrüße - mcberry

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#3

RE: unter der asche

in Gesellschaft 28.12.2015 10:25
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo mcberry, die Ihr... sind absichtlich so viele. Sie schärfen die Aussage hin zur Eindeutigkeit. Die ist mir wichtig, denn es muss ganz klar sein, wessen die Gier ist und wem der Verstand abhanden gekommen ist. Das Gedicht will verurteilen. Nur zum Verständnis: Die Gier wird geschürt unter der asche des verstandes, vielleicht sollte das nicht nur durch die Einrückungen deutlich gemacht werden, sondern durch 'kalte asche'? Das will ich nochmal überlegen. 'zu brennen und zu morden' soll den zweistufigen Prozess deutlich machen, zuerst feige feuer zu legen und dann später offen zu morden. Vielleicht sollte ich das deutlicher machen, z.B. 'zu brennen (erst) dann zu morden'.
Danke für Deine Gedanken zu diesem politischen Gedicht
der.hannes

zuletzt bearbeitet 28.12.2015 22:46 | nach oben

#4

RE: unter der asche

in Gesellschaft 02.01.2016 19:46
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Zitat von der.hannes im Beitrag #1

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in den echokammern
....zwischen ihren ohren
........hallen nur parolen ihres hasses
und sie lallen
....ihre ängste
und ihre gier
....zu brennen
....und zu morden
........was ihnen fremd ist
schüren sie
....unter der asche
........ihres verstandes

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hallo Hannes

ja, das klappt besser als mit dem formalen Reimzwang. die klaren Worte sprengen hermetische Ängste zuverlässig Letter für Letter. womöglich schaffen sie es dann sogar in die Köpfe der Nazis hinein, ja, und mögen sie befrieden, heilen, oder retten was noch zu retten ist.
die abgesetzten Zeilen bilden Cluster, aber ich verstand sie auch als Ausholen, um möglichst noch heftiger vorzudringen: in, und, und, schü!

zumindest in der dritten Zeile könnte statt „ihren“, des hasses stehen. einmal weil die sechsmaligen „ih“s den kurzen Text auch klanglich etwas überladen, aber auch deshalb, weil es ja nicht nur ihr Hass ist, sondern eingängige Hass-Parolen gern auch nachgelallt&nachgeäfft werden, beziehungsweise zuvor oft intercranial repetiert&memoriert wurden: so funktioniert pejorative Propaganda. es scheint aber auch zu diesen chauvinistisch angehauchten Gesetzmäßigkeiten zu gehören, dass sich nur äußerst selten Einsicht einstellt.

ich habe mal was ähnliches geschrieben:
hermeneutisches Gebet

Gruß
Alcedo


e-Gut
zuletzt bearbeitet 02.01.2016 19:48 | nach oben

#5

RE: unter der asche

in Gesellschaft 04.01.2016 14:17
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo Alcedo,

pejorative Propaganda - trifft das, was dort abläuft, ausgezeichnet.
Hinsichtlich des "Ihren" in der dritten Zeile gebe ich zu bedenken, dass dort nicht "Ihre Parolen" steht. Das heisst für mich, dass durchaus auch fremde Parolen im Gedicht mitgedacht sind, die dann "ihren hass" weiter schüren und sicherlich genauso nachgelallt werden wie "ihre ängste".

Dass sich noch Einsicht einstellt, ist bei verbranntem Verstand und hohlen Schädeln keine auch nur halbwegs wahrscheinliche Option, leider.

Herzliche Grüße

Herbert

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#6

RE: unter der asche

in Gesellschaft 22.01.2016 20:56
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Habe noch eine kleine Änderung vorgenommen. Obwohl ich nicht sicher bin, dass das Gedicht dadurch gewonnen hat.

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#7

RE: unter der asche

in Gesellschaft 22.01.2016 21:58
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

hallo hannes

jetzt fehlt da was. ich denke das Bindewort („und“ vor „ihre gier“) brauchst du, weil es sonst wie eine Aufzählung anfängt und dann ja nichts mehr drauf folgt. es sind also Ängste und Gier. und nicht Ängste, Gier, undsonstnochirgendwas.

außerdem büßt das optische „Ausholen“ vor der Gier-Sinneinheit an Eindringlichkeit ein.

Gruß
Alcedo


e-Gut
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#8

RE: unter der asche

in Gesellschaft 23.01.2016 16:34
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Bin wieder auf die ursprüngliche Version zurückgegangen, gefällt mir eigentlich aus besser. Der Vorschlag zur Änderung wurde in einem anderen Forum gemacht. :)

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#9

RE: unter der asche

in Gesellschaft 27.01.2016 07:15
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

ja, hannes, feile, schleife, korrigiere: dein Vers gewinnt.

Gruß
Alcedo




Fazit eines Autorenlebens aus den Briefen Fontanes:
Dreiviertel meiner ganzen literarischen Tätigkeit ist überhaupt Korrigieren und Feilen gewesen."
- Der Spiegel 42/2005 -


e-Gut
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