Liebe Rita,
ich finde es wie yaya auch ein schönes Herbstgedicht. Ja, das Fehlen der Schwalben ist ein sehr genaues Zeichen dafür, dass der Sommer vorbei ist und nun der Herbst einzieht. Den Herbst lese ich als Metapher für das Abklingen einer Sommerliebe.
Ich hoffe, du nimmst es nicht übel, wenn ich dich auf ein paar Kleinigkeiten zur Verbesserung deines schönen Gedichtes hinweise. Was mir als erstes auffällt, ist, dass du innerhalb des kleinen Gedichtes das Metrum wechselst, das aber ohne inhaltliche Begründung. Zum Beispiel hier: aus Vergessen und Vermissen/lauert ein erwartetes Signal. Die Zeile 1 soll wohl Jambus sein, während Zeile 2 eindeutig ein Trochäus ist. Man kann das Metrum innerhalb eines Gedichtes zwar wechseln, aber dann, um eine besondere Aussage zu verstärken, heißt, den Leser mit der Nase draufzustoßen, dass er hier aufmerken soll. Ich weiß gar nicht, ob du mit den Begriffen Jambus und Trochäus etwas anfangen kannst. Deshalb hier die Erklärung: Der Jambus beginnt mit unbetontem Auftakt (hier "aus) und wechselt dann zu einer betonten Silbe. Die Vorsilbe "ver" ist aber unbetont. Der Trochäus dagegen beginnt mit einer betonten Silbe, der eine unbetonte folgt. Im Kreuzelschreiben sehen diese beiden Zeilen also so aus: xxXxXxXx/XxXxXxXxX. Wenn ich aber voraussetze, dass die Zeile 1 ebenfalls ein Trochäus ist, dann fallen beide Zeilen aus dem Gesamtgedicht heraus, das ja im Jambus geschrieben ist. Du siehst also schon auf den ersten Blick, dass die Abfolge betont - unbetont bzw. unbetont - betont nicht eingehalten wurde. Du musst auch wissen, dass es starke und schwache Betonungen gibt, sie werden Hebungen genannt (das Gegenteil sind die Senkungen), die aber nicht mit der gesprochenen Sprache adäquat sind.
Inhaltlich lese ich aus dem Gedicht eine Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und Liebe heraus. Das Ich wünscht, dass das Du das Bild der Schwalben genauso verinnerlicht wie das Ich. Vielleicht wird mit den Schwalben auch ein gemeinsames Erlebnis aus der Vergangenheit angesprochen. Die abziehenden Schwalben sind die Metapher für eine Liebe, die am Vergehen ist. Das finde ich sehr schön zusammengebracht. Mir gefällt auch gut die Wiederholung der Zeile "Hast du die Schwalben gesehen?", die eine drängende Aufforderung an das Du ist, sich der vergessenen Liebe wieder zu besinnen.
Liebe Grüße, Antigone