Guten Abend, Hannes!
Diese Verse finde ich sehr reizvoll, gerade weil sie meines Erachtens auf dem ersten Blick nicht so eingängig daherkommen - und favorisiere deshalb deine Originalfassung.
Mein erster Eindruck war:
ganz schön ego, diese spiegelbildliche Selbstbetrachtung des lyrischen Ichs in den Augen der Partnerin - und habe Ironie und Kritik an eine Form des Narzismus herausgelesen, in der Liebe mit Selbstbestätigung verwechselt wird.
Ein Anzeichen für Ironie fand ich in dem verniedlichenden Titel “Spieglein fein“...
Diese Ironie wird aber wiederum absichtlich durch die letzten zweieinhalb Verse aufgelöst, so scheint es mir. Sie klingen warm und aufrichtig und bringen einen Twist ins Gegenteil.
Jetzt wird der Blick darauf gelenkt, dass man einen Partner braucht, um zu sich selbst zu finden und um zu verstehen, wer man eigentlich ist - etwas, was ja auch legitim ist, wenn man das Konzept von Liebe nicht nur altruistisch sieht.
Sehr kompakt und interessant!
Gruß,
Artbeck