#41

Der schönste Erste Satz

in Literatur 05.11.2007 16:55
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
„So!“ sagte sie, „war das nicht ein schöner Schlaf?“
aus 'Der Zementgarten' von Ian McEwan

das ist nicht der erst, sondern der letzte Satz und schön ist er auch nicht.
Aber ich fand den Satz so genial, weil der Autor mit dem einen Satz, praktisch das ganze Buch zusammenfasst und auch noch ein Resümee zieht.
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#42

Der schönste Erste Satz

in Literatur 05.11.2007 17:11
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Das ist köstlich! Ist es nicht auch merkwürdig (würdig, es sich zu merken)?
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#43

Der schönste Erste Satz

in Literatur 02.03.2008 12:20
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
The unicorn lived in a lilac wood, and she lived all alone.

aus "The Last Unicorn" von Peter S. Beagle

Das Einhorn lebte in einem fliederfarbenen Wald und sie lebte dort ganz alleine.

im Auftrag meiner Tochter
Alcedo

e-Gut
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#44

Der schönste Erste Satz

in Literatur 02.03.2008 13:02
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
"Ich möchte alle Mädchen glücklich sehen!"
aus meinem Tagebuch.
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#45

Der schönste Erste Satz

in Literatur 22.02.2009 19:38
von Veen (gelöscht)
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"Alle glücklichen Familien unterschieden sich mehr oder weniger; alle unglücklichen ähneln sich mehr oder weniger", sagt ein großer wussischer Dichter am Anfang eines berühmten Romans (Anna Arkadievitsch Karenina, ins englische transfiguriert von R. G. Stonelower, Mount Tabor, Ltd., 1880).

Ada oder das Verlangen - Aus den Annalen einer Familie
Vladimir Nabokov

Passt sicher auch zum Beitrag von Margot.

Wen es interessiert: Das Forum zum Buch findet Ihr unter www.nabokov.de
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#46

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 22.03.2009 22:33
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ein Schriftsteller vergisst nie, wann er zum ersten Mal für eine Geschichte ein paar Münzen oder Lob empfangen hat.
Carlos Ruiz Zafón ... Das Spiel des Engels


Eines Nachts – sie war vier und schlief in der untersten Koje ihres Stockbettes – wachte Ruth Cole von leidenschaftlichem Stöhnen auf, das aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern kam.
John Irving ... Witwe für ein Jahr

Ihr Empfinden glich einem Wintertag, einem Tag so still und schattenlos, als wäre soeben Neuschnee gefallen.
Marianne Fredriksson ... Hannas Töchter

Cannery Row ist mehr als nur eine Strasse, es ist die Gegend der Ölsardinen und Konservenbüchsen, ist ein Gestank und ein Gedicht, ein Knirschen und Knarren, ein Leuchten und Tönen, ist eine schlechte Angewohnheit, ein Traum.
John Steinbeck ... Die Strasse der Ölsardinen


Jeder Mensch wird mit einer besonderen Begabung geboren, und Eliza Sommers entdeckte frühzeitig, dass sie über deren zwei verfügte: einen guten Geruchssinn und ein gutes Gedächtnis.
Isabel Allende ... Fortunas Tochter


Wie soll ich ihn überhaupt nennen, damit es seine Frau niemals erfährt?
Benoîte Groult ... Salz auf unserer Haut

Ich erinnere mich noch genau an den Morgen, an dem mich mein Vater zum ersten Mal zum Friedhof der vergessenen Bücher mitnahm.
Carlos Ruiz Zafón ... Der Schatten des Windes


In meinem neunzigsten Jahr wollte ich mir zum Geburtstag eine liebestolle Nacht mit einem unschuldigen Mädchen schenken.
Gabriel García Márquez ... Erinnerung an meine traurigen Huren

An dem Tag, als Walter Van Brunt seinen rechten Fuss verlor, hatten ihn sporadisch Spukgestalten der Vergangenheit heimgesucht.
T.C. Boyle ... World’s End

So, doch womit soll man anfangen, mit welchen Worten?
Sascha Sokolow ... Die Schule der Dummen


Ich bin Max Schulz, unehelicher, wenn auch rein arischer Sohn der Minna Schulz... zur Zeit meiner Geburt Dienstmädchen im Hause des jüdischen Pelzhändlers Abramowitz.
Edgar Hilsenrath ... Der Nazi & der Friseur

Meinen ersten Hund mit blauen Augen sah ich, da war ich neun.
Michael Köhlmeier ... Abendland


Irgendwie nicht sehr produktiv, erste Sätze rauszusuchen. Der Bücherstapel auf meinem Nachttisch, den es (wieder) zu lesen gilt, nimmt langsam babylonische Ausmasse an.

Die Frau in Rot

zuletzt bearbeitet 22.03.2009 22:41 | nach oben

#47

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 22.03.2009 22:38
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

ah, schön, schau doch bitte mal nach

"In meinem neunzigsten Jahr..." ist das eine Kurzgeschichte von Marquez?


e-Gut
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#48

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 22.03.2009 22:41
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

verbessert


Die Frau in Rot

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#49

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 22.03.2009 22:53
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

ja, die Überschriften kann er auch, nicht nur die ersten Sätze!


e-Gut
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#50

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 22.03.2009 22:57
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche zählte.

Patrick Süskind – Das Parfum


"Gib mir ein Rätsel auf", forderte Blaine.
"Leck mich", sagte Roland.

Stephen King - Glas


Ich habe meinen Vater nicht umgebracht, aber manchmal kam es mir vor, als hätte ich ihm nachgeholfen.

Ian McEwan - Der Zementgarten


Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.

Franz Kafka - Die Verwandlung


Das weisse Mädchen erschießen sie zuerst.

Toni Morrison - Paradies


Zum Tode verurteilt!
Seit fünf Wochen wohne ich mit diesem Gedanken zusammen, stets allein mit ihm, stets von seiner Gegenwart durchfroren, stets von seinem Gewicht niedergedrückt!

Victor Hugo – Der letzte Tag eines Verurteilten


Diese Frau, diese Mathilde, habe ich im ersten Herbst meines Emigrantenlebens in Berlin kennengelernt, in den frühen zwanziger Jahren zweier Zeitspannen, der dieses Jahrhunderts und der meines widerwärtigen Lebens.

Vladimir Nabokov – Der Späher


Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden.

Vladimir Nabokov - Lolita


Erzähl das lieber keinem außer Gott.
Deine Mama würd sich umbringen.

Alice Walker – Die Farbe Lila


Vierundzwanzig braune Sklaven ruderten die prächtige Galeere, die den Prinzen Amgiad zu dem Palast des Kalifen bringen sollte.

Arthur Schnitzler – Traumnovelle


Seit ich, mit acht Jahren, meine bei einem Autounglück verloren habe, richtet sich mein Augenmerk auf anderer Leute Eltern.

Ian McEwan – Schwarze Hunde


Zwischen der Zeit davor und der Zeit danach lag ein grausamer Augenblick: ein Augenblick, der einfach war und kurz und der alles verwandelte, was gewesen war und was kommen sollte.

Mike Nicol – Seit Jahr und Tag


Am Anfang war der Tod, und auch am Ende fand er sich wieder ein.

Nicholas Evans – Der Pferdeflüsterer


Es war der Abend nach Weihnachten, und wir plauderten alle fröhlich über den Sturz von Nicolae Ceausescu.

Steve Tesich – Abspann


Es war ein heißer Tag Anfang Juli, als Cora Bender sich entschloss zu sterben.

Petra Hammesfahr – Die Sünderin


Am frühen Morgen des 26. Oktober 1980, auf einer Lichtung bei einem Wald in Ostfrankreich, fand ich den Leichnam eines älteren Amerikaners namens Patrick Delaney, der zusammengesunken an einem kleinen Denkmal aus Granit lehnte.

Jonathan Hull – Damals die Liebe


Er hatte uns seit Wochen nicht mehr belästigt, weder telefonisch noch durch persönliche Besuche, doch am neunundzwanzigsten Mai war Schluss damit.

Jonny Halberg – Über alle Ufer


Ihre Worte sind das einzig verbliebene Artefakt aus den Tagen vor ihrer Ankunft.

Jeff Talarigo – Die Perlentaucherin


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#51

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 31.03.2009 00:04
von Gast 1 (gelöscht)
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Schlafen; Tagesanbruch einer Nacht, Quelle des Flusses, schlafen;
zwei Tage, die gemeinsam leuchten im großen Nichts, zwei dunkle
Ströme, die gemeinsam endlich fließen; zwei Alles, wenn das etwas ist;
zwei Nichts, wenn Alles Nichts ...

Gern möchte ich dein Sterben schlafen!
Juan Ramón Jiménez


.

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#52

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 04.04.2009 23:56
von Gast 1 (gelöscht)
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Wenn einer alt geworden ist und das Seine getan hat,
steht es ihm zu, sich in der Stille mit dem Tode zu befreunden.
Nicht bedarf er der Menschen. Er kennt sie,
hat ihrer genug gesehen.

Wessen er bedarf ist Stille.

Hermann Hesse

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#53

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 13.04.2009 23:06
von Gast 1 (gelöscht)
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Platero ist klein, wuschelhaarig, sanft; so weich von
außen, daß man meinen könnte, er sei ganz aus Watte,
habe keine Knochen. Nur die Gagatspiegel seiner Augen
sind hart wie zwei Skarabäen aus schwarzem Kristall.

Aus Stahl ist er. Aus Stahl und Mondsilber zugleich.

Platero und ich - Platero J.R.Jiménez


Platero hatte eben am Brunnen im Hof zwei Eimer Wasser
samt Sternen getrunken und zockelte nun, zwischen den
hohen Sonnenblumen, gedankenverloren zum Stall zurück.
Ich erwartete ihn unter der Tür, lässig an die gekalkte Kante
gelehnt und umhüllt vom lauten Wohlgeruch der Heliotrope.

Eine große schwarze Wolke legte, gleich einer riesenhaften
Glucke, die ein Goldei legt, den Mond auf einen Hügel.

Platero und ich - Der Mond J.R.Jiménez


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#54

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 30.04.2009 23:04
von Gast 1 (gelöscht)
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In der Mitte eines Feldes, das von einem klaren Fluss
durchzogen wird, sah ich einen Käfig, dessen Gitter
von einer geschickten Hand gefertigt worden war.
In einer Ecke dieses Käfigs lag ein toter Vogel, in
einer anderen stand ein kleines Gefäß, in dem das
Wasser vertrocknet war, und ein Schälchen ohne
Körner. So stand ich, und Stille überkam mich.


Das Herz des Menschen - Khalil Gibran


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#55

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 05.05.2009 00:07
von Gast 1 (gelöscht)
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"Wenn wir gelegentlich beide am Heimweh nach den
Wolken leiden, nach blühenden Wiesen, den Winden
und frischer Luft in den Lungen, trösten wir uns, indem
wir weiterschwimmen, einfach weiter, über versunkene
Flotten hinweg, von Muscheln besetzte Schlachtschiffe,
über brennend vom Himmel gefallene, nun von Korallen
und Polypen gefiederte Langstreckenbomber, schweben
dahin über einen mit Kisten, Wrackteilen und Fässern
übersäten Grund, über korrodierende Container, gefüllt
mit allem, was an der Oberwelt jemals begehrt, umkämpft,
gepriesen oder verboten war, Nervengiften, nuklearen
Abfällen, Munition, Steinkohlen, Maschinen, Tretminen
oder Silber- und Goldbarren, für deren Verladung ganze
Völker ausgelöscht wurden. Dann läßt unsere Sehnsucht
nach."

"Drei Herzen ... Ich trage drei Herzen in meiner Brust,
was sage ich: in meinem Kopf!"


Damen + Herren unter Wasser - Christoph Ransmayr

Eine Bildgeschichte nach 7 Farbtafeln
von Manfred Wakolbinger

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#56

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 09.05.2009 22:31
von Gast 1 (gelöscht)
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[...] wir lassen alle Uhren zerschlagen,
alle Kalender verbieten
und zählen Stunden und Monden nur
nach der Blumenuhr,
nur nach der Blüte und Frucht.


Georg Büchner,
Leonce und Lena

Die Blumenuhr - Carl von Linné (1707-1778)



Wintergezeiten

In den Gärten des November, dieses braunen Monats voll milder
Kraft und feuchter Stille, voll Abendrot und Mondnachtblau, blüht
noch der Herbstflor des fernen Ostens. Rote Beerenschmucksträucher
leuchten aus erstem Schnee und letztem Blättergold. Dazwischen
schälen sich immergrüne Gehölze aus dem Wirrsal und würzen
Winterbehagen im ersten Nebel. [...]


Du kannst nie groß und wunderbar genug
vom Dasein denken

Himmel über den Himmeln voll kreisender, wandernder Feuer,
umschwungen von dunkel, lebenbergenden Trabanden, - was
wissen wir von diesem Sternenall? Und doch lassen unsere
Gedanken noch höherer, andersgearteter Wirklichkeit Raum,
darin das Sternall vielleicht nur mitwirkt wie verhülltes Gewebe
im Inneren eines Baumes - [...]

Ein Garten der Erinnerung - Leben und Wirken von Karl Foerster

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#57

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 10.05.2009 22:46
von Gast 1 (gelöscht)
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"Wenn du mit Zeit so vertraut wärst wie ich", sagte
der Hutmacher, "würdest du nicht davon sprechen
sie zu verschwenden. Es muß ihn heißen."

Alice im Wunderland - Lewis Carroll



"Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte",
sagte der kleine Prinz, "würde ich ganz
gemächlich zu einem Brunnen laufen."

Der Kleine Prinz - Antoine des Saint-Exupéry


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#58

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 12.05.2009 00:10
von Gast 1 (gelöscht)
avatar

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"Verflucht sei die dunkelgesichtige Uhr neben der Hecke
Die mich aufgeweckt hat.
Nutzlos sei ihr Kopf und ihr Zeiger
Und ihre beiden Seile und ihr Rad
Und ihre Gewichte, diese plump gestalteten Kugeln
Und ihre Stangen und ihre Hammer.
Und ihre Enten denken, es ist Tag
Und ihre rastlosen Mühlen.
Nutzlose Uhr, wie das verrückte Klicken
Eines betrunkenen Schusters, verflucht sei ihre Gestalt ...
Eines Kobolds Mühle, die die Nacht hindurch mahlt.
War ein Sattler oder Tunichtgut
Oder Dachdecker je unruhiger?
Kalte Zerstörung ereilte diesen Schrei,
Daß er mich hierher aus dem Himmel geführt hat!"


Dafydd ap Gwilym (walisischer Dichter/14. Jahrhundert)
schrieb vorstehenden Angriff auf die Glocken und Uhren.





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#59

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 12.05.2009 07:16
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

"Mehr und mehr missfällt mir dieser Fred."
Katerchen und Fred - Franz Werfel





Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht

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#60

RE: Der schönste Erste Satz

in Literatur 12.05.2009 11:48
von Gast 1 (gelöscht)
avatar
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Jetzt hast Du, was mich selbstverständlich nicht stört, mein mich (u.a.)
bewegendes Zeit-(Natur-Mensch)-Thema (das vorstehende Gedicht gehört
beispielsweise seit Jahren dazu) unterbrochen, oliver64. Ich werde dazu später
noch einige Anregungen zum Nachdenken einstellen, falls das interessiert.
Schön, daß sich ansonsten wieder jemand in dieser Rubrik meldet, ich dachte
schon, ich wäre hier beständig alleine unterwegs.






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zuletzt bearbeitet 12.05.2009 11:49 | nach oben


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