Beeindruckend, wie du hier mit Worten eine Szene malst. Die Scherenschnitte entstanden direkt vor meinem inneren Auge. Als Nicht-Deutsche musste ich rasch googeln, was es mit Esterwegen auf sich hat, ich denke die Szene spielt sich im dortigen KZ ab (?). Jedenfalls wäre es passend - Nachbildung eines Stücks Normalität und heiler Welt, wo es niemals Sonntag wird. Die Darstellung verlangt dem Leser einiges ab, aber das Gedicht im Gedicht ist echt gut gemacht und an der Sprache fände ich kein Haar in der Suppe - tolle Wortspielereien. Sprachlich etwas vom Besten, was ich bislang hier gelesen habe. LG gugol
Wenn die Rabenvögel so geduckt auf den Drähten hocken, sehen sie wirklich aus wie Sitzstreikende. Aber manchmal wehren sie sich auch ganz schön lautstark, gegen Milane z.B., oder sie nehmen dominant ganze Felder in Beschlag. Dennoch: Gut beobachtet und zur Metapher gemacht. Was ich mich allerdings frage: Hat "geheim" etwas mit "plötzlich" zu tun? In S2Z2/3 verwendest du es als Gegensatzpaar. "etwas Neues schaffen wollen sie nicht"... Vögel wollen eh nichts (obwohl Raben ganz schön klug sind), aber du benutzt sie ja als Metapher, dann finde ich es okay. Re-Volution - ist das nun was Neues oder zurück zu was Bewährtem? Bei der Re-form ist es ja klar ein Zurückformen, wie es bei Re-volution ist, hab ich mir noch nie so genau überlegt. Tippfehler: "Revolutionen finden" oder "Revolution findet". LG gugol
Ein Vögelchen, das sich meinen Türvorleger zum Sterben aussucht... wäre ja irgendwie fast eine schöne Vorstellung, nicht? Selbstverständlich hast du recht, alba, das ist der Lauf der Natur und die Zähne sind nur eine mögliche Todesursache (eine prototypische Bedrohung oder so), ehrlich gesagt auch ein bisschen reimgeschuldet. Ebenso ist ja auch der Vogel ein Symbol für etwas besonderes Verlorenes, denn das Gedicht steht bewusst nicht unter "Natur". Das Seltsame: Heute fand ich wieder ein Rotkehlchen, am Boden hockend, völlig schlapp, sodass ich mich bis auf zwei Meter nähern konnte. Nach einer Weile hüpfte es davon, vielleicht hatte es nochmal Glück? Ich mag übrigens Katzen, auch wenn ich selber keine besitze. Was die Tränen anbelangt: Die nützen doch nie einem anderen, schon gar keinem Toten, weder Vogel noch Mensch, sondern sind halt einfach da, nutzlos, utilitaristisch betrachtet. Ausserdem weise ich ja auf deren Sinnlosigkeit mit der Frage "was soll das?" (= Weinen ist doch nicht angebracht) in S3Z2 hin. Danke alba und TMP für die Zustimmung. LG gugol
Die beiden genannten Künstler waren mir auch nicht bekannt, es gibt aber tatsächlich Gemälde von denen im "Train bleu". Tja alba, kann ich mir schon vorstellen, dass dir beim Lachs das Wasser im Mund zusammenlief. ;) Werde Hauskatze an einer Uni und freunde dich mit den Professoren oder Postdocs an, vielleicht nimmt dich dann mal einer mit auf so einen Kongress. Oder werde Mitglied in einer namhaften Katzenstiftung, da gibt es bestimmt auch ähnliche Veranstaltungen. Rattatouille müsste ich mir mal wieder angucken, ist ewig her. Jedenfalls danke TMP für das "ziemlich gut", wenn auch nur "eigentlich"...
Thema von gugol im Forum Düsteres und Trübsinniges
Da lag es, tot, als ich nachhause kam, schon starr der Körper und der Augen Blick. Hier halfen weder Beten noch ein Trick, die zarten Vogelschwingen blieben lahm.
Ich konnte es doch heute singen hören, es hatte mich am Morgen aufgeweckt und mich mit seiner Melodie beglückt, sodass ich lauschte, ohne es zu stören.
In meinen Augen glitzert eine Träne – was soll denn das? Es war ein wildes Tier, in unsern Wäldern leben davon Horden!
Trotz allem ist mir dieses lieb geworden und wie es da so liegt, gesteh ich mir: Oft sind wir machtlos gegen scharfe Zähne.
@ mcberry: Tatsächlich fragte ich mich, ob ich "allein" einfach so mit "einsam" umschreiben darf. Deine Anmerkungen dazu sind interessant. Was den Eisvogel anbelangt: Er ist kein Schwarmvogel, also so gesehen ein Einzelgänger. In der Brutzeit betreut ein Männchen bis zu fünf Weibchen und deren Brut. Ich habe dieses Jahr viele Stunden mit der Beobachtung und dem Fotografieren der Eisvögel zugebracht. Oftmals sah ich sie zu zweit, auch nach der Brutsaison (auf dem Bild gibt einer dem anderen einen Fisch). Und einmal erlebte ich genau das Beschriebene: Kaum 2m vor mir pfitzten zwei wie die Raketen an mir vorbei. Ob sie sich mochten oder der eine den anderen verfolgte, kann ich natürlich nicht sagen. Formal neige ich zu wenig Absätzen in Flliesstexten, nachdem sich die Unart verbreitet hat, nach jedem längeren Satz einen Zeilenumbruch zu machen. Aber kann man geteilter Meinung sein.
@TMP: Aus meiner Sicht hat der Text nichts Lyrisches, fällt also klar unter Prosa/Erzählung. Was ist an einem lyrischen Spannungsbogen anders als an einem in Prosa?
@ alba (präventiv): Krallen weg von meinen Eisvögeln
Ja klar, am Ende der Geschichte natürlich = es gab kein Wunder, aber das LI wurde sich seiner eigenen Kraft bewusst.
Eben, das Licht kam von oben rein (obwohl Licht nicht der Schwerkraft unterliegt, wird es hier so beschrieben). Und wo das Licht einfällt, gibt es allenfalls auch einen Ausgang. Würde eben doch für die orange Variante sprechen. LG gugol
Hey Joame Grrr dieses blöde "nicht", jaja es will nicht unbetont sein, denn es macht ja genau den Unterschied zwischen "gestört" und eben "nicht gestört". Muss ich mir also was überlegen. Was das Licht anbelangt, gingen meine Überlegungen in dieselbe Richtung wie deine, deshalb das "so wie". Andererseits erkennt das LI dank dem Licht den Ausgang im Dach oder sonstwo oben, und da es nicht körperlos wie Licht ist, geht es eben doch eher um den Ort: Dort, wo das Licht rein kam, kann ich auch raus. Das würde vielleicht dann auch das von dir genannte bedauernswerte Problem des Protagonisten abschwächen. Danke, hast du dich in die Übung so rein gedacht, so mag ich das hier. LG gugol
Um mich geht es hier eigentlich nicht. Das ist ein Gedichteforum, dessen Sinn darin liegt, mit anderen an Gedichten zu arbeiten (Kommentare, die sich auf den Text beziehen, gerne auch sachlich kritisch). Naja, sei trotzdem erstmal willkommen. gugol
Beeindruckend! Ein Sonett bei der Übersetzung in Form und Inhalt erhalten, das stelle ich mir sehr schwierig vor. Und du tust es gleich zweisprachig. Zur englischen Version kann ich nichts sagen, aber die deutsche liest sich schön. Drei pingelige Kleinigkeiten fallen mir auf, und weil das Gedicht gut ist, denke ich, ich darf die hier anmerken: S2Z1: Das "ganz" klingt zünftig nach Füllsel. Ginge vielleicht "hundsgemeine"? S2Z4: Das "Kummer" müsste mMn der Einschub sein, deshalb Komma so: "gib, Kummer, mir..." S4Z2: Komma nach "nur" Gern gelesen! LG gugol
Später, wo ich schon so mit den Kommata pingele: Am Ende von S1Z1 und Z3 kommt auch noch je eins hin.
Danke euch beiden. Ich überlegte erst, ob es das klassisch formulierte "den Bach runter gehen" braucht, aber wie sich zeigt, war es richtig, darauf zu verzichten. Ich mag es, wenn mich Fotos bzw. die beobachtbaren Naturbilder zu Gedanken inspirieren, und gerade um Gedankensplitter in Worte zu kleiden, dünkt mich diese Art von Dichtung passend. LG gugol
Nicht eigentlich unfertig, aber als Übung gedacht zur strophischen Verwendung des phaläkischen Verses (—◡—◡◡—◡—◡—◡) und gerne zur Mitwirkung freigegeben. Folgendes Metrum liegt dem Gedicht zugrunde: —◡—◡◡—◡—◡—◡ —◡—◡◡—◡—◡—◡ —◡—◡◡—◡ —◡◡—◡◡— Dass es gereimt ist, dürfte eher untypisch sein, ich wollte aber diese Herausforderung annehmen: AABC DDBC EEFG HHFG Die Geschichte.... äh naja... ich hoffe, sie ist zumindest einigermassen nachvollziehbar. Im Grunde wäre das Gedicht mMn fast auf die 4x2 phaläkischen Verse reduzierbar.
Fest verschlossen die Tür, an der ich rüttle. Nichts bewegt sich, egal, wie sehr ich schüttle. “Hilfe...” stammle ich leise, wissend, dass keiner mich hört.
Da, ein Lichtstrahl scheint auf! Er streift die Wände, (Lichtstrahl = Xx oder XX?) blinzelt, kitzelt mich frech und tanzt behände über alles im Kreise. Ihn hat die Tür nicht gestört. ("nicht" unbetont lesbar?)
Langsam schwindet die Angst, ich schau nach oben. Hoffend steh ich nun da, das Haupt erhoben. Kann ich aufwärts entkommen, so wie das Licht zu mir drang? (dort wo das Licht zu mir drang)
Flügel hatte ich auch am Ende keine, doch ich merkte: “Ich hab zwei starke Beine” und hab Anlauf genommen, ("hab" falsche Zeit? Es ginge (ohne und) "hatte Anlauf genommen") eh ich zu springen mich zwang.