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Thema von Knud_Knudsen im Forum Liebe und Leidenschaft
Sonett der Liebe
Sengend brennt die Schuld in meinem Herzen,
die Atemzüge sind mir nur noch Qual,
denn lebte ich doch stets in Unmoral,
und du stellst nun in`s Fenster für mich Kerzen.
Leichtfüßig sprengtest du die schweren Ketten,
und Rosen schmücken jetzt mein Schwert,
auch Helm und Panzer nicht von Wert,
dein zarter Hauch will mir die Seele retten.
So lass uns miteinander innig treiben,
verschmelzen ewiglich sogar,
und zärtlich sehnend bis zum Ende bleiben .
Will lachen und auch mit dir weinen,
versenken mich im Rosenmund,
und nicht mehr Stein sein zwischen Steinen.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Kurzgeschichten, Erzäh...
Flug auf dem silbernen Teppich
Die schweren Motoren dröhnen im Gleichklang ihre ps-starke
Symphonie und das Cockpit leuchtet grünblau , zum Schein
unzähliger Armaturen. Es ist Nacht geworden.
Mac der Kapitän betätigt ein paar Schalter, dreht an Skalen
und greift dann zum Mikro. „Hier Delta Echo 2180,
überfliege das Funkfeuer 1238, Casablanca, erwarte Korridoreinweisung.“
Aufmerksam lauscht er in das sphärische Rauschen seines
Kopfhörers. Ein fernes Knacken und dann die krächzende
Stimme: “Verstanden Echo Delta, hier Casablanca, gehen
sie auf 380510 und guten Flug“. Mac stellt den Autopiloten
neu ein, kontrolliert nochmals die Instrumente, hängt das
Mikro zurück und schnallt sich ab. „Ein stupider Job“, denkt
er, « immer Rom – Caracas und das mit Fracht, keine Stewardess,
keine Passagiere, nur Joe sein Co, der schon schläft.“ Er
steht auf und geht in die kleine Küche, um sich einen Kaffee
zu machen. Als er in das Cockpit zurückkehrt sieht er
33.000 Fuss unter sich das Meer. Es glänzt wie ein silberner Teppich.
Behutsam zwängt er sich, den Pappbecher in der Hand, auf
seinen engen Sitz. „Ja, die alte DC10 hat schon viele Jahre
auf dem Buckel, oder besser auf den Flügeln“, bei diesem
Gedanken muss er unwillkürlich grinsen. Der heiße Kaffee
belebt ihn. Er hängt seinen Gedanken nach, „Hundewache, da
gehen Sinne schon sonderbare Wege“.
Langsam ist er in ein Stadium aus Traum und Wachen gefallen,
als ein greller, auf und abschwellender Ton ihn in die
Wirklichkeit zurückholt. Rote Lampen haben jetzt die
Kontrolle auf dem Armaturenbrett übernommen. Auch Joe
ist wach geworden. „Feuer in Motor eins“. Kurze Kommandos
werden gegeben und Schalter betätigt. Ein roter Lichtschein fällt
von den Flächen durch das Cockpitfenster. “Verdammt“, fährt es
dem Kapitän heraus. “Treibstoffleitung eins auf Null, Lösch-
einrichtung Motor eins aktiviert“, kommt es routinemäßig
von Joe. Mac greift zum Funkgerät: „hier Delta Echo 2180,
haben Feuer im Triebwerk eins, erbitten Anfluggenehmigung
Teneriffa Süd und neuen Flugkorridor, Notfall“.
Schnarrend kommt die Antwort: „Hier Teneriffa Süd, Aeroporto,
habe sie verstanden Delta Echo, gehen sie auf 110503,
wir halten den Platz frei, over.“ Die große Maschine vibriert
und ist sehr schwerfällig geworden. Mac stellt den Autopiloten
ab und geht manuell in den Sinkflug. Der endlose, silberne Teppich
kommt rasch näher. Auf dem Bordradar können die Piloten
schon die Inselkette im Atlantik sehen.
Langsam, wie in Zeitlupe, vergehen die Minuten. Das Schweigen
der Männer wird nur von knappen Anweisungen unterbrochen.
Wie Scherenschnitte taucht die Inselgruppe im Mondschein auf.
Mac drückt die Maschine auf 6.000 Fuss, Lichter sind zu erkennen.
Unvermittelt werden die Armaturen wieder in Rot getaucht,
ohrenbetäubend schnarren die Signalhörner.
„Motor zwei brennt“, Mac ringt nach Fassung.
Nachdem er auch den zweiten Motor abgestellt hat ist es totenstill.
Nur der Wind pfeift über die Flächen des sinkenden Flugzeuges.
Mac greift zum Mikro: „Delta Echo 3280, Notfall, Notfall“, dann
erfolgt die Angabe der Position.
Das Pfeifen und Rauschen des Windes über den Flächen schwillt
weiter an, der Neigungswinkel wird steiler.
Stumm und ergriffen sehen die Piloten den Silberteppich auf sich
zukommen.
Der Vollmond taucht ihre Gesichter in blasses Weiß.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Kommentare, Essays, Gl...
Häh, Arschloch....“ oder „was geht am Rütli vor?“
Willi, ein dreizehnjähriger Hauptschüler, sitzt mürrisch am Frühstückstisch
und löffelt gedankenverloren sein Müsli.
„Gleich geht es wieder los“, bei dem Gedanken fröstelt ihm.
Hat er alles für die Schule eingepackt? Auch das Butterfly-Messer?
Beruhigend fühlt er die Waffe in der Hosentasche.
Er und Otto sind die beiden letzten deutschstämmigen Schüler in der 8a.
„Voll, krass“, denkt er und verlässt grußlos die Wohnung.
Vor der Schule haben sich Schüler in Gruppen zusammengerottet.
„Häh, Arschloch“, Willi zuckt zusammen. „Erkan, der Big Boss“,
durchfährt es ihn.
Mitten aus einer Gruppe Halbwüchsiger schält sich ein Jugendlicher heraus,
ihm folgen ein Dutzend weitere.
Willi steht wie angewurzelt da. Er senkt den Kopf, vermeidet den Augenkontakt.
„Äh Alter, Du hast Schulden, voll krass, meinst Du altes Erkan hat Wochengeld von Arschloch vergessen, äh?“
„Nur nicht auffallen“, denkt Willi, „nein, Meister, ich haben nicht vergessen,
ich geben gleich, ok?“, stammelt er in Sprachfragmenten einer Sprache,
die einmal seine war.
Erkan hat sich mit seinen Freunden vor Willi aufgebaut, in der Hand
ein Springmesser mit dem er dem Jungen vor der Nase herumfuchtelt,
„ wenn Du Arschloch, deutsches, nicht Geld geben Du weißt was
böses Erkan dann machen, Arschloch?“
„Hier Du haben“, zitternd reicht Willi dem jungen Berliner zwei
Euroscheine rüber „Du bitte nicht böse, ok?“ stammelt er noch und betritt
die Schule, er hört nicht mehr das Gelächter der Gruppe und auch nicht
das Erkan ihm nachruft:“ Arschloch, und Deine Schwester, die Nutte soll
endlich Kopftuch tragen, äh“
Weißes Papier, und Tinte tropft die Noten,
sie fliegen leicht auf das noch leere Blatt,
ein schmaler Knabe will die Tiefen loten,
des Genieuses, den er doch in sich hat.
Die schwarzen Bäuche sich nun reihen,
auf Linienbündel, schier unendlich lang,
und auch die Zoten, wird man ihm verzeihen,
in himmlisch schönem Überschwang.
Sein grosser Stern, der schönen Melodien,
weit strahlte er , in jedes Land,
und niemand konnte ihm entfliehen,
dem Titan dort vom Alpenrand.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Düsteres und Trübsinniges
Meer der Finsternis
Schwarz ist der Tag, in diesen dunklen Welten,
und dämmernd treibe ich, entscheidungslos dahin,
kein Sonnenstrahl, noch Licht von Sternenzelten,
nur Daseinspflicht ist hier des Lebens Sinn.
Mit jedem Tag die Strömungen mich heben,
dass Licht diffuser, manchmal auch schon grau,
und fern, hoch oben, da seh ich das Leben,
wenn ich in fahle, weite Himmel schau.
Vom Alter schwach, so lasse ich mich ziehen,
und Blasen treiben schnell mich auch empor,
ich gebe auf, entsage, will nun nicht mehr fliehen,
denn ich weiß längst, dass ich den Kampf verlor.
Die Welt nun blau, ich darf ihr nicht entsagen,
und Leben hüllt mich ein, mit aller Kraft,
dann hör ich Brandungswellen schlagen,
das schwarze Meer, von Farben hingerafft.
In den Netzen trieb ich ohne End,
wo ich eine Heimat fänd,
das müsste was besondres sein,
und außerdem noch putzig klein.
Bevölkert auch mit sanften Wesen,
da könnt mein krankes Hirn genesen,
nur Liebgesang und „Eiteitei“,
nun bin ich hier, ich war so frei.
Bei Partnern herrlich voll Phobie,
das suchte ich, dass hat ich nie,
und mir nicht vor der Wahrheit graut,
entschloss ich mich zum „coming out“.
Ich bin stets ehrlich, wer mich kennt,
mich ewig schon Münchhausen nennt,
ich bin stets offen, lüge nie,
und hätschel immer braves Vieh.
Ich liebe Lyrik jeder Richtung,
und ganz besonders Prosadichtung,
die aus dem Leben stets gegriffen,
erfrischend holprig, nicht geschliffen.
Es trägt zum Himmel mich empor,
kommt auch ein Tampon darin vor,
auch Leichenschau und Eiterfluss,
sind mir doch stets ein Hochgenuss.
Dann Paragraphen, Dauerbrechen,
und Kritiker die immer stechen,
im Egotripp und Größenwahn,
das kommt bei mir besonders an.
Dann der Hormone schlimme Störung,
erzeugt in mir sofort Empörung.
Mein krankes Herz stets danach giert,
wenn wieder wer verlassen wird.
Und das in tausendster Version,
das ist ein echter Leserlohn.
Und erst die Liebe und die Lust,
bei Trennung seitenlanger Frust.
Bekenne auch was mir missfällt,
dass ist die große, weite Welt,
sitz immer nur in meiner Kammer,
und lese ehrfurchtsvoll den Jammer.
Auch Wasser und die Brandu7ngswellen,
in fernen Ländern Feinde stellen,
ist mir egal, ich liebe Berge,
und vorn im Garten nette Zwerge.
Das See ich liebe, mir ganz neu,
bin außerdem noch wasserscheu,
auch zart und schmächtig anzusehn,
ein Jammerbild, nicht wirklich schön.
Das ist die Wahrheit, bei der Ehre,
ich nie mit Mädels je verkehre,
nur als ihr Freund bin ich bereit,
bin stets begehrt als shopping guide,
der einfühlsam sie stets hoffiert,
und ni8emals die Geduld verliert.
Das alles wahr, in meinem Namen,
hoffe ich fest das dieser Samen,
lässt Euch ganz schnell die Messer wetzen,
und mich durch die Arena hetzen.
Eisenschwer mein Gang in diesen groben Ketten,
und auch der Horizont ist klein und stahlbewehrt,
denn nur Vergebung kann mich jetzt noch retten,
im Nacken fühle ich das scharfe Henkerschwert.
Ihr Salz brennt immer noch in meinen Wunden,
und auch ihr feiner Sand zerstörte mir das Licht,
mein kalter Stahl hat dann den Weg gefunden,
im Büßerhemd trat ich vor das Gericht.
Blutrot und matt, der Sonne letzte Strahlen,
durch schmalen Spalt falln sie auf Kerkerstein,
werd heute ich das Werk bezahlen?
Die Tür dreht sich, in eisenfesten Schwingen,
und schwarzbetucht tritt nun der Knecht hinein,
dann hör ich unheilvoll die Klinge singen.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Humor und Fröhliches
Pegasus
Flieg Pegasus, du Fleisch vom Blute der Medusen,
mich himmelwärts zu ihrem Thron,
hier will ich schmiegen mich, an ihren Busen,
und auch empfangen süßen Lohn.
Dort oben, ihr zu Füssen will ich schmachten,
Euterpe sieht mich liebend an,
auch wenn auf Erden, sie mich schlachten,
bin ganz verfallen ihr, im Wahn.
Komm Liebste, steig auf seinen Rücken,
und laß uns fliegen in die Welt,
sie fest umarmt mich, welch Entzücken,
uns reizt nur Freude, nicht das Geld.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Mythologisches und Rel...
Weltengeist
Schwarz das Meer der Unendlichkeit,
in ihm treiben funkelnde Welten,
und er sitzt rauchend am Ufer der Zeit,
umgeben von kosmischen Zelten.
Er nimmt seine Pfeife, stopft mit Bedacht,
Materie hinein mit den Händen,
und ergreift einen Stern, zündet und lacht,
bläst Ringe die niemals wo enden.
Sie treiben hinaus und torkeln ins Weit,
und stoßen auch sehr oft zusammen,
denn für ihn ist nicht das Maß hier die Zeit,
er grinst, wenn sich Milchstrassen rammen.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Düsteres und Trübsinniges
Schwarze Sterne
Sie steht im Dunste trüber Gaslaternen,
und Pflastersteine blenden ihren Sinn,
doch ihre Seele fliegt zu fernen Sternen
hinauf, dem weiten süßen Sehnen hin.
Zu Schlössern, Prinzen, weißen Pferden,
und bunten Gärten, Freude, Liebe, Lust,
doch holt das Hier sie ein auf Erden,
empfindet sie nur Ekel, Angst und Frust.
Ihr roter Mund saugt gierig Zigaretten,
dass Make Up grell und viel zu dick gemalt,
auch bunte Pillen können sie nicht retten,
denn sie hat einen hohen Preis gezahlt.
Thema von Knud_Knudsen im Forum Märchen, Fabeln, Sci-F...
Wüstenmohn
Eine unglaubliche Geschichte .
Kurzgeschichte von Knud Knudsen / Internetversion
Vorwort des Autors
Zuerst eine Warnung. Der Text ist nichts für sensible Gemüter. Ich versichere, dass alle Handlungen, Personen und Orte nur ein Konstrukt meiner Phantasie sind und nichts mit existierenden Personen, Orten und Handlungen gemein haben. Sollte das, wider Erwarten, doch einmal zutreffen, ist es rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt. Ich versichere außerdem, dass ich keinesfalls zu gewaltverherrlichendem Verhalten neige, noch dieses gut heiße. Im Gegenteil. Ich will im Text weder eine Gruppe, Partei oder Religion bevorzugen noch herabwürdigen. Sollte sich die eine oder der eine Leser beleidigt fühlen, entschuldige ich mich hier ganz formell, es war niemals meine Absicht.
Ich trete vehement für die Freiheit der Meinung und aller Menschen ein.
Ich fordere die Gleichbehandlung aller Menschen und bin überzeugter Demokrat. Sollte dennoch ein anderer Eindruck in Teilen des Textes entstehen ist der falsch. Ich verurteile religiös-fundamentalistische Gewalt,
egal aus welcher Ecke sie kommt.
Eine Veröffentlichung des Textes, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers zulässig
Knud Knudsen Mai 1998
Nachtrag Febr. 2006
Mit dem heutigen Wissen und nach dem 11. September hätte ich diese Geschichte nicht geschrieben.
Knud Knudsen
Prolog
Warm legt sich die vorsommerliche Luft über die Stadt . Das Licht hat die winterliche Mattheit abgelegt, und der Himmel zeigt ein samtiges, tiefes Blau. In den Cafes und Restaurants am Champs – Elysees herrscht reges Treiben. Die Bäume tupfen alles in Bunt, und ein schwerer, süßlicher Duft, gemischt mit den Abgasen unzähliger Autos, verströmt das Gefühl des Pariser Frühlings.
An den Auslagen, der teuren Geschäfte, rund um den Arc de Triomphe, drücken sich unzählige Flaneure die Nasen platt, wohlwissend, dass alles nur Wunsch bleiben wird.
Neben den exklusiven Bars haben auch Schnellrestaurants hier ihre Zelte aufgeschlagen und befriedigen den schnellen Hunger der Touristen.
Im Außenbereich, einer teuren Bar, sitzt er. Grauer Flanell, kornblumenblaue Seidenkrawatte, gepflegte Erscheinung. Für einen Franzosen vielleicht etwas zu braunhäutig. Sein kurzes, schwarzes Haar ist von feinen Silbersträhnen durchzogen und sein gepflegter Oberlippenbart erinnert an den jungen Omar Sharif. Ein maitre, vom Scheitel bis zur Sohle. Vor ihm, auf dem kleinen Tisch steht ein Glas Tee, daneben liegt die Tageszeitung mit der Schlagzeile nach oben. „Sowjets verlassen Alubistan“. sonst nichts. Genussvoll lehnt er sich zurück und beobachtet, aus den Augenwinkeln, die vorbeischwingenden Schönen. Paris im Frühling, nichts Außergewöhnliches.
Gekonnt, ja fast spielerisch, wirft er einen Blick auf seine schwere Luxusuhr, nickt zustimmend. Pierre, genau Pierre de Etranger, wie er sich nun nennt, ist zufrieden. Hatte er doch harte und sehr aufregende Zeiten hinter sich gelassen. Ja, damals vor etlichen Jahren, saß er auch hier und wartete auf Marc . Ferne Bilder formen sich in seinem Kopf zu einem endlosen Film.
Er sieht kahle, ockerbraune Felsen in endlosen Steinwüsten, Panzer mit aufgemaltem rotem Stern, die alles und jeden niederwalzen. Er sieht bärtige, tapfere Männer in landestypischer Tracht, die sich mit alten Waffen dieser modernen Militärmaschinerie entgegenstemmen. Seine Augen werden feucht.
Marc hatte gefragt ob er helfen wolle und er sagte zu. Was entwickelte sich daraus? Ihm wird schwindelig.
Kapitel 1
Mit giftigem „tack ,tack, tack“, unterhalb der Berggipfel ,fliegt das große , insektenartige, Fluggerät in das Tal ein. Unter ihm breiten sich, wie ein überdimensionaler roter Teppich, bis zum Tal Ende blühende Schlafmohnfelder aus. In unregelmäßigen Zeitabständen lösen sich, aus dem Heck, weißglühende Feuerkugeln, spritzen auseinander und schweben der Erde entgegen. Micha , der Kommandant und Iwan, sein Feuerleitoffizier sind mit ihrem Kampfhubschrauber auf einem der endlosen Routineflüge. Das Wüsten Tal , mit seinen braunen Berghängen, liegt ausgestorben unter ihnen. Nichts regt sich. So geht es schon seit über zwei Stunden und bald werden sie den Wendepunkt ihres Patrouillenfluges erreichen. „Keine Vorkommnisse“, hört Micha noch seinen Kameraden ins Funkgerät sagen, als er eine Bewegung am Boden bemerkt. Sofort leitet er eine steile Linkskurve ein und donnert in die Bordsprechanlage: “Feindbewegung, elf Uhr“. Iwan bestätigt und unvermittelt dreht die große, automatische Schnellfeuerkanone, am Bug des Helikopters, in die angesagte Richtung. Iwan sieht angestrengt in den Monitor mit Fadenkreuz und bemerkt die Personengruppe, die noch versucht hinter Felsen Deckung zu suchen. „Ziel erfasst“ hört man Iwan ins Mikrophon schnarren , wobei die letzen Wortfetzen schon im gleichmäßigen Hämmern der Waffe untergehen. Menschen am Boden springen auf, werden herumgewirbelt, torkeln, fallen. Stille. „Ziel zerstört“, die lakonische Antwort des russischen Waffenoffiziers. Am Talgrund liegen ein Dutzend Menschen ausgestreckt, mit zerfetzten Körpern in ihrem Blut. Männer, Frauen, Kinder.
Das Flugzeug setzt routinemäßig seinen Weg fort.
Der Kommandant macht per Funk seine Meldung, erreicht den Scheitelpunkt seines Kurses und fliegt zurück zum Stützpunkt. Im Logbuch wird stehen: „Einsatz ohne besondere Vorkommnisse“.
Auf den Gipfeln liegt der letzte Schnee. Die Sonne brennt mörderisch in den fahlen Talkessel. Auf der Passstrasse, die sich am Abhang der braunen Berge empor windet, kriecht ein staubiger Wurm mit großer Geschwindigkeit den Bergkämmen zu.
Eine russische Einheit der Fernaufklärer, mit ihren schnellen achträdrigen Panzerspähwagen prescht der Passhöhe entgegen. Die Fahrzeuge tragen neben dem roten Stern eine große weiße Nummer auf der Flanke. Im Inneren, vermeintlich gut geschützt, sitzen kampfbereite Elitesoldaten und oben auf den Panzern ist der Turm mit einer Schnellfeuerkanone montiert. Der Führer der Einheit, Oberleutnant
Michalik steht im offenen Luk des Führungspanzers und beobachtet aufmerksam die unter ihnen dahinrasende Passstrasse und die Berghänge. Sie sind auf der Suche nach Rebellen. Wie ihm gemeldet wurde, hatten diese schon zwei Hubschrauber abgeschossen. „Das kann doch nicht sein, bisher waren die doch immer gut durch die Magnesiumfackeln am Heck geschützt“ überlegt er.
Nach einer scharfen Rechtbiegung , blockiert unvermittelt ein Eselgespann den Weg. „Alle Mann auf Gefechtstation“, bellt er in sein Kehlkopfmikrofon. Mit einem Ruck kommt der Konvoi zum Stehen, die Kanone des ersten Panzers ist auf das Gespann ausgerichtet, die Geschütze der anderen Fahrzeuge sind in Richtung des Berges und des Abhangs gedreht. Friedlich steht der Esel vor dem Zugkarren, auf dem etwas großes, tonnenförmiges, befestigt ist. „Alles zurück“ schreit der Oberleutnant noch in sein Sprechfunkgerät, als eine orangefarbene Stichflamme ihm entgegenschlägt und die danach folgende Druckwelle die ersten Panzer, wie mühelos, von der Strasse hebt und in den Abgrund stürzt wo sie explodierend dem Talgrund entgegenfallen. Zeitgleich erfolgt Raketenbeschuss, mit panzerbrechenden Waffen, von den Berghängen. Alle anderen Panzer explodieren getroffen, und brennen aus. Die Soldaten, die noch ihre Fahrzeuge verlassen können, geraten unter starkes Feuer aus Maschinengewehren, das sie dann niedergestreckt. Nach kurzer Zeit ist alles ruhig, nur unterbrochen von einzelnen kleineren Detonationen der letzten Munitionsreste und dem Poltern der Flammen ,welche die Fahrzeuge verzehren.
Langsam lösen sich braune Gestalten, mit Vollbärten, aus dem farblosen Einerlei der Berghänge und streben dem Schlachtfeld entgegen. Ungerührt inspizieren sie die Trümmerlandschaft, klauben hier und da noch etwas auf , was ihnen brauchbar erscheint oder nehmen den toten Soldaten die Armbanduhren ab. Die Toten, die mit zerfetzten Körpern ,die zum Teil bis zu Unkenntlichkeit verbrannt sind, liegen in einer Blutlache , und werden den Geiern überlassen. Keiner von denen ist älter als 22 Jahre.
Kapitel 2
„Marc, ich kann dir einen Gefallen tun?“ hatte Pierre erstaunt gefragt. Marc war es doch, der sein Umfeld pausenlos mit irgendwelchen Überraschungen verwöhnte. Er war der Mittelpunkt der Clique, gutaussehend, erfolgreich als Anwalt und reich, mit Beziehungen die bis nach ganz Oben reichten. “Ja Pierre, es ist zwar etwas delikat und nicht ganz ungefährlich, aber ich denke du bist der Richtige für diesen Job“ sagt Marc . „Du bist doch alubischer Herkunft und bei euch zu Hause wird, soweit ich weiss, bis heute noch regelmäßig die Sprache gepflegt?“ Pierre, der vor seiner Einbürgerung Ali Mohammed el Barak hieß, nickt zustimmend. Nach seiner Schulzeit hatte er sich, gegen den Willen seiner Eltern, bei der Legion verpflichtet. Er war dort Spezialist für Fernaufklärung und verdeckte Aktionen. Im letzten Frühjahr war seine Dienstzeit beendet und statt sich neu zu binden hatte er ein Studium der Rechtswissenschaften aufgenommen.
Nun beginnt Marc, Pierre seinen Plan zu erläutern.
„Also“, beginnt er,“ es gibt da ein paar Freunde von mir, die wollen deinem ehemaligen Heimatland helfen. Du wirst sicher wissen, dass die Freiheitskämpfer in Alubistan schlecht bewaffnet sind und den modernen Waffen der eingefallenen Kommunisten kaum etwas entgegensetzen können. Vor allen Dingen bei der Abwehr von Flugzeugen haben sie keine entsprechenden modernen Raketen. Hier wollen wir helfen. Wir suchen einen Projektleiter, der eine Ladung modernster, tragbarer Boden-Luftraketen nach Alubistan begleitet und auf dem Rückweg, wie soll ich sagen“, dabei grinst er etwas verschmitzt,“ die Bezahlung der Ware wieder mitbringt“.
Pierre hat bisher kommentarlos zugehört und brennt darauf Näheres zu erfahren.
„Also“ fährt Marc fort, „Du wirst eine großzügige Erfolgsprovision erhalten, wir haben da an 200.000 Dollar gedacht. Ist das ok?“
Pierre ist hochrot geworden, diese Summe wird für sein Studium mehr als ausreichen, er wäre ein gemachter Mann.
„So Pierre“, fährt sein Gegenüber fort,“ wir wissen, was du in der Legion gelernt hast und diese Talente sind hier von besonderer Bedeutung, für das Gelingen der Mission. Fragen zu den Hintermännern sind nicht zugelassen. Willst du das machen?“
Nach kurzer Überlegung nickt Pierre zustimmend und ein Lächeln huscht über Marc`s Gesicht. „Bon, die Einzelheiten erläutert dir Jean Paul ,den ich dir morgen vorstellen werde, ich ruf dich an“, mit diesen Worten erhebt sich Marc, dreht sich noch kurz um sagt: “pass gut auf dich auf!“ und geht.
Pierre schließt die Augen, er ist wie benommen. Das ist der Schlüssel für sein weiteres Leben, ein Leben in Sicherheit und Wohlstand, er atmet tief aus, zahlt und macht sich auf den Weg zur Metro. Unbemerkt folgt ihm, ein etwa 40 jähriger Mann, teuer gekleidet . Pierre verlässt die Metrostation St.Germain, von hier sind es nur noch wenige Schritte bis zu seinem Zimmer, in der Rue de Babylone. Er geht in ein Bistro und kauft ein Schinkenbaguette, nickt der hübschen Verkäuferin kurz zu und will gerade das Lokal verlassen, als etwas in ihm warnend aufschrillt. Langsam dreht Pierre sich, wie suchend ,den Auslagen im Schaufenster zu und da sieht er ihn .Er steht auf der anderen Straßenseite, vertieft in die Zeitung. Pierre ist hellwach. Er geht zurück Richtung Tresen und daran vorbei zu den Toiletten. Der schmale Gang endet an einer Tür und die ist verschlossen. Schnell zückt Pierre ein kleines Lederfutteral, öffnet es und zaubert einen länglichen Metallgegenstand heraus. Diesen führt er in das Türschloss und mit leichtem Knarren öffnet sich die Tür. Pierre schlüpft hindurch und schließt sie . Dunkelheit. Vorsichtig tastet er sich an der Wand entlang und nach der nächsten Biegung des Ganges sieht er Tageslicht .
Kurz entschlossen öffnet er das Fenster, schwingt sich durch die Öffnung und steht auf der Rückseite des Gebäudes, im Hinterhof. „Geschafft, mit mir nicht“, grinst er und nimmt es eher sportlich. Der Hof ist ihm bekannt, schließt er doch genau an die Rückseite des Gebäudes an, in dem sein Zimmer ist. Leichtfüßig klettert er über den , gleichmäßig verteilten Müll, der sich im Hof auftürmt und erreicht die Begrenzungsmauer. Mit einem gewaltigen Sprung hechtet er auf die Krone und lässt sich auf der anderen Seite hinab. Der Hof ist in trübes Licht getaucht und Pierre drückt sich gegen die Mauer um zu Verschnaufen, als ihn ein feines Geräusch, kaum wahrnehmbar, von der anderen Mauerseite erreicht. So als wenn jemand über Müll steigt. Pierre ist äußerst angespannt und zwingt sich ganz flach zu atmen.
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtet er die Mauerkrone. Langsam schiebt sich, von der anderen Seite, eine Hand über die Mauer, dann eine zweite, die einen länglichen Metallgegenstand hält. „Eine Pistole“, durchzuckt es Pierre, dann der Kopf. Pantherartig ist Pierre vorgesprungen, seine steif ausgestreckte Hand hat nur kurz gezuckt als sie den Nacken des Verfolgers trifft. Es folgt ein leises, schreckliches Knackgeräusch, so als wenn ein Ast zerbrochen wird, die Hand mit der Pistole öffnet sich und die Waffe fällt polternd vor Pierre`s Füsse. Der Verfolger ist hinter der Mauer verschwunden. Totenstille. Fast gelassen greift Pierre sich die Tokarev mit Schalldämpfer und schiebt sie in seinen Hosenbund. „In meine Wohnung kann ich nicht mehr“, denkt er noch ,als er vorsichtig den Hinterhof verlässt.